| Ovaler Tisch

Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und Ausbildung werden intensiviert

„Die Fachkräftesicherung und die Ausbildung der Fachkräfte von morgen wird zum entscheidenden Standortfaktor für die Wirtschaft und den Wohlstand in unserem Land. Die regelmäßigen Beratungen des Ovalen Tisches der Landesregierung sind essentiell, um den vielfältigen Herausforderungen einer sich in Teilen rasant transformierenden Arbeitswelt angemessen zu begegnen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer zur Begrüßung des Ovalen Tischs.
Sitzung Ovaler Tisch April 2024
Sitzung des Ovalen Tisches für Ausbildung und Fachkräftesicherung der Landesregierung Rheinland-Pfalz beschäftigt sich mit den vielfältigen Herausforderungen einer sich in Teilen rasant transformierenden Arbeitswelt.
Ovaler Tisch für Ausbildung und Fachkräftesicherung.
Dem Ovalen Tisch gehören neben den zuständigen Fachministern auch Vertreter der Kammern, der Gewerkschaften, den Arbeitgeberverbänden und der Bundesagentur für Arbeit an.

„Wir bündeln unsere gemeinsamen Anstrengungen: Von den Unterstützungen, um erfolgreich eine Ausbildung abzuschließen, bis hin zur Verbesserung der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Das macht die arbeitsmarktpolitische Stärke von Rheinland-Pfalz aus“, so die Ministerpräsidentin weiter. 

„Die Nachfrage nach Fachkräften in Rheinland-Pfalz wächst auch aufgrund der vielen erfolgreich wachsenden Unternehmen und neuen Ansiedlungen im Land. Auch daher gilt es, unsere Potenziale auf allen Ebenen zu heben – durch kluge Zuwanderung, durch Beschäftigungsperspektiven für ältere Menschen und allen voran bei der frühzeitigen Berufsorientierung und Begleitung junger Menschen in Schulen und in der beruflichen Erstausbildung“, betonte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. „Denn die Unternehmen brauchen Fachkräfte. Und die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer, vom Schüler über den Auszubildenden bis hin zum Studierenden, brauchen gute Zukunftsperspektiven. Beides müssen wir zusammenbringen“, so die Ministerin. Anderenfalls müssten wir auf Wohlstand sowie auf Teile der heimischen Produktion und Dienstleistungen verzichten.

Die Ministerinnen Schmitt und Hubig stellten die neue Initiative „Praktikumswochen“ von Wirtschafts- und Bildungsministerium vor. Hierbei können Schülerinnen und Schülern einfach und schnell eine Vielzahl von Tagespraktika als erste Einblicke in Betriebe und Berufe vermittelt werden. Start ist in den Pfingstferien. Schmitt dankte den Partnern des Ovalen Tischs für deren gute Unterstützung bei der Bewerbung des Angebots bei den Unternehmen. Die Zahl der sich beteiligenden Unternehmen sowie der Praktikumsplätze im fünfstelligen Bereich sei beachtlich und ein großartiger Beitrag der Wirtschaft zur Fachkräftesicherung.

Die Praktikumswochen ergänzen viele weitere Projekte des Wirtschaftsministeriums zur Fachkräftesicherung – von den Coaches für betriebliche Ausbildung, Working Family, dem Aufstiegsbonus, der MINT-Regionen-Förderung bis hin zur Fachkräftekampagne innerhalb der Standortmarke Rheinland-Pfalz Gold.

„Abschluss und Anschluss für junge Menschen, das ist uns ein zentrales Anliegen. Mit dem Berufsvorbereitungsjahr nehmen wir ganz explizit Schülerinnen und Schüler ohne Berufsreife in den Blick, um sie gezielt fit für eine Ausbildung zu machen, damit sie ihr Leben eigenständig führen und gestalten können. Mit dem Bildungskettenprojekt „Verzahnte Ausbildungsvorbereitung und –begleitung“ werden wir zudem Schülerinnen und Schüler mit Flucht- und Migrationshintergrund gezielt ansprechen, um auch ihnen gute Chancen zu bieten und somit für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. Beides unterstützt die zahlreichen Maßnahmen der Berufsorientierung, mit denen Rheinland-Pfalz seit vielen Jahren vorangeht“, so Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig.

Arbeits- und Transformationsstaatsekretär Fedor Ruhose betonte, dass die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung sei. „Uns ist dabei wichtig, dass alle Menschen im SGB II-Bezug die gleichen Chancen bekommen“, betonte Ruhose. Aus diesem Grund flankiere das Land den Job-Turbo des Bundesarbeitsministeriums mit dem ‚Jobcoach 24+‘. Bürgergeldbeziehende erhielten dabei ein individuelles Coaching, das durch praxisnahe Hilfen ergänzte werde. „Bei Bedarf begleiten die Jobcoaches auch zum Probearbeiten oder zum Praktikum oder helfen bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Kita-Platz“, so Ruhose. Der Jobcoach 24+ sei damit ein weiteres Beispiel für innovative Arbeits- und Beschäftigungspolitik aus Rheinland-Pfalz.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer verknüpfte beim Thema Fachkräfte den Biotechnologiebeirat der Landesregierung mit dem Ovalen Tisch: „Der Austausch zum Fachkräftebedarf in der Biotechnologie ist für Rheinland-Pfalz zukunftsweisend. Unsere Fachkräftestrategie mit ihrer branchenübergreifenden Ausrichtung bildet dafür bereits eine wichtige Grundlage.“

Die Vorsitzende des Biotechnologiebeirats, Dr. Sabine Nikolaus, führt aus: „Auch für die Biotechnologie ist es ausgesprochen wichtig, durch die Partnerschaft zwischen den Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen viele junge Talente aus den unterschiedlichen Bereichen zu fördern. Wir brauchen Nachwuchs aus Wissenschaft, Ausbildungsberufen und auch dem Bereich Management. Diese jungen Menschen dann zu ermutigen, ihre berufliche Heimat und ihre Ideen in Rheinland-Pfalz weiter auszubauen, ist ein wichtiges Ziel.“

Susanne Wingertszahn, Vorsitzende DGB Rheinland-Pfalz / Saarland: „Um den Fachkräftebedarfen zu begegnen, müssen wir gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, um vorhandene Potentiale zu nutzen. Menschen, die ohne Berufsabschluss jobben, brauchen Qualifizierungsmaßnahmen. Menschen, die unsere Sprache noch nicht so gut sprechen, brauchen bezahlte Sprachkurse. Und wer einen ausländischen Abschluss hat, der nicht unserem Standard entspricht, benötigt Anpassungsqualifizierungen. Wichtig ist, dass die Beschäftigten für diese Maßnahmen vom Arbeitgeber freigestellt und weiterbezahlt werden.“

Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit erklärte: „Einer der Schwerpunkte von Agenturen für Arbeit und Jobcentern im Kontext der Fachkräftesicherung ist die gute Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Im März waren 11.000 Menschen aus den nicht-europäischen Asylherkunftsländern mit den meisten Asylanträgen und 7.700 Personen aus der Ukraine bei den rheinland-pfälzischen Jobcentern arbeitslos gemeldet. Mit dem Jobturbo werden wir die Integrationen beschleunigen. Dabei verfolgen wir drei Phasen: „Orientierung und grundständiger Deutscherwerb“, „Arbeiten und Qualifizierung in Beschäftigung“ sowie „Beschäftigung stabilisieren und ausbauen“. Wichtig ist, dass wir in allen Phasen eng mit allen anderen Arbeitsmarktakteuren zusammenarbeiten.“

Johannes Heger, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz e. V. erklärte: „Die duale Ausbildung ist ein weltweit einzigartiges Erfolgsmodell, um das uns viele Länder zurecht beneiden. Dennoch ist die Zahl der Auszubildenden im vergangenen Jahr auch in Rheinland-Pfalz erneut zurückgegangen. Deshalb ist es angesichts des Fachkräftemangels unerlässlich, dass wir gemeinsam alles daransetzen, die duale Ausbildung wieder in die Erfolgspur zurückzuführen. Denn eines gilt unverändert: Was in der Ausbildung gelernt wird, das nützt ein ganzes Berufsleben. Deshalb müssen wir allen jungen Menschen wieder stärker vor Augen führen, dass mit einer Ausbildung alle Karrierewege offenstehen.“

Kurt Krautscheid, Präsident der Handwerkskammer Koblenz führte aus: „Wie ernst die Lage bei der Fachkräftesicherung momentan ist, machen Zahlen mehr als deutlich, denn die vier Handwerkskammern im Land informieren aktuell über 3.100 offene Lehrstellen. Sieht man die Zahl von 18.000 Auszubildenden, die verteilt über die Lehrjahre momentan in rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet werden, ist also mehr als die Hälfte eines gesamten Ausbildungsjahres nicht besetzt. Uns fehlen ganz einfach Bewerber! Wenn das Handwerk dann von einer dramatischen Situation bei der Fachkräftesicherung spricht, ist das die freundliche Formulierung. Vor uns liegt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, wollen wir die Wirtschaftskraft unseres Landes stabil halten, bestenfalls verbessern!“

Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz sagte: „Die IHK-Ausbildungsbetriebe verweisen auf viele unbesetzte Ausbildungsstellen, die sie gerne besetzen würden. Sie wünschen sich von der Bildungspolitik und vielen Schulen noch mehr Einsatz für die Berufsorientierung. Die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie zeigen den Handlungsbedarf zur Stärkung der Ausbildungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Das Interesse ist da: Die IHKs in Rheinland-Pfalz haben im Jahr 2023 mit 469 Veranstaltungen zur Berufsorientierung rund 87.000 Jugendliche und Eltern erreicht. Die Veranstaltungsformate reichen von Ausbildungsmessen über Elternabende, Azubi-Spots in Innenstädten bis hin zum Azubi-Speed-Dating on Ice. Mit dem gemeinsamen IHK-Online-Format durchstarter.de als Teil der Bundeskampagne #könnenlernen wurden 10,5 Millionen Kontakte erreicht. Unter www.derausbildungsatlas.de kann der passende Ausbildungsplatz im regionalen Umfeld einfach gefunden werden. So ist es uns gemeinsam gelungen, dass auch 2023 mehr Ausbildungs- als Studienanfänger in Rheinland-Pfalz gestartet sind.“

Der Ovale Tisch für Ausbildung und Fachkräftesicherung ist eine rheinland-pfälzische Besonderheit. Ihm gehören neben den zuständigen Fachministerinnen und –ministern der Landesregierung auch Vertreterinnen und Vertreter der Kammern, der Gewerkschaften, den Arbeitgeberverbänden und der Bundesagentur für Arbeit an. Unter der Leitung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer beraten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßig über die Situation auf dem Ausbildungsmarkt und Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs.

Teilen

Zurück