| Landesvertretung in Berlin

Ausstellung zu den SchUM-Städten

Dass Kunst Geschichte aufgreifen und zugleich in die Zukunft weisen kann, zeigt die neuste Ausstellung der rheinland-pfälzische Landesvertretung in Berlin. Drei Künstler aus den Städten Mainz, Speyer und Worms präsentieren Werke zum Thema „Die SchUM-Städte: Gestern, heute, morgen".
Synagoge in Speyer; Bild: Reiner Voss / rlp-Archiv
Synagoge in Speyer; Bild: Reiner Voss / rlp-Archiv


„Ich bin sehr glücklich, dass das Haus der Rheinland-Pfälzer auf diese ungewöhnliche Art die SchUM-Städte als Bewerber für das UNESCO-Weltkulturerbe in der Hauptstadt präsentieren kann“, erklärte die Bevollmächtigte des Landes beim Bund und für Europa, Staatsministerin Margit Conrad, bei der Eröffnung der Ausstellung. Die Schau zeigt Werke von Klaus Krier (Maler in Worms), Wolf Spitzer (Bildhauer in Speyer) und Manuel Herz (Architekt in Mainz). Die Exponate werden ergänzt durch Informationstafeln zur Geschichte und Zukunft des jüdischen Erbes am Rhein.

Als SchUM werden in jüdischen Quellen die drei Rheinstädte Speyer, Worms und Mainz bezeichnet, die im Mittelalter bedeutende, miteinander kooperierende jüdische Gemeinden besaßen. Das Wort „SchUM" setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben ihrer mittelalterlichen, auf das Latein zurückgehenden hebräischen Namen: Schin (Sch) für Schpira – Speyer, Waw (U) für Warmaisa – Worms und Mem (M) für Magenza - Mainz.

Im Jahr 1146 hat eine Versammlung in Troyes den Rabbinaten dieser drei Städte am Rhein die höchste Autorität in religiös-kultischen und rechtlichen Fragen zugesprochen. Die hier erarbeiteten Vorschriften galten als verbindlich und wurden 1220 nach einer weiteren Versammlung in Mainz im „Takkanot-Schum“ verschriftlicht. Mit diesen Erlassen und den Talmudschulen, die unter den Juden in ganz Europa hohes Ansehen genossen, erlangten die SchUM-Städte Anfang des 13. Jahrhunderts eine führende Rolle im aschkenasischen Judentum. Auf die exponierte Stellung der SchUM-Städte  in der jüdischen Geschichte verweist auch das Jüdische Museum Berlin in seiner Dauerausstellung.

Auf Initiative der Stadt Worms wollen die drei Städte mit ihren jüdischen Denkmälern gemeinsam als SCHUM-Städte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen werden und im Herbst 2012 bei der Kultusministerkonferenz die Aufnahme in die deutsche Vorschlagsliste beantragen. Mit einer Entscheidung ist bis 2019 zu rechnen.

In Worms befindet sich mit dem Jüdischen Friedhof Heiliger Sand das älteste erhaltene Denkmal der SchUM-Tradition. Das ehemals jüdische Viertel mit der Judengasse, der 1961 wieder aufgebauten mittelalterlichen Synagoge und dem Jüdischen Museum im Raschihaus ist von der Struktur her noch gut erkennbar. In Speyer können die Reste der Synagoge von 1104 und des nach 1230 angefügten Frauen-Betraums besichtigt werden. Sie gelten als ältestes Zeugnis jüdischer Sakralarchitektur nördlich der Alpen. Das vor 1128 erbaute jüdische Ritualbad ist als älteste erhaltene Mikwe in Mitteleuropa ein Kulturdenkmal ersten Ranges.

In Mainz wurde 2010 der Neubau einer Synagoge und eines Jüdischen Gemeindezentrums eröffnet, der vom Architekten Manuel Herz geplant und ausgeführt wurde. Die Ausstellung zeigt ein Modell des Neubaus, den der Architekturkritiker der Neuen Zürcher Zeitung als „weltweit interessantestes Synagogenprojekt“ bezeichnet hat. Die neue Synagoge steht am Platz der alten Hauptsynagoge in der Hindenburgstraße in der Mainzer Neustadt, wo auch historisch gesehen das Judenviertel lag. Dem Rabbi Gershom bar Jehuda werden wesentliche Teile des Takkanot-Schum zugeschrieben. An Ihn erinnert bis heute ein Gedenkstein aus dem Mittelalter auf dem alten jüdischen Friedhof.

Die SchUM-Ausstellung ist bis zum 30. Juni 2012, täglich von 10 bis 20 Uhr in der Landesvertretung zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

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