„Wir fühlen uns in diesen Tagen den Menschen in Japan verbunden und wir fühlen uns den Opfern von Tschernobyl verpflichtet. Zum 25. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl richten wir deshalb unser Bestreben darauf, dass alle notwendigen Konsequenzen gezogen werden, damit ein Super-GAU nie mehr passieren kann.“
Ministerpräsident Kurt Beck lädt am 26. April zur Gedenkveranstaltung „25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl“ in die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord nach Koblenz ein. In der dortigen Gesprächsrunde, an der auch der Atomwissenschaftler Klaus Traube teilnimmt, ist Ministerin Conrad beteiligt. Fünf Tage nach dem Reaktorunglück - am 1. Mai 1986 - wurde auch Deutschland von der Radioaktivitätsfahne aus Tschernobyl erfasst. In Rheinland-Pfalz regnete es aus radioaktiven Wolken vor allem in Bereichen des Pfälzerwaldes und des Hunsrücks. Bis heute wird dort jedes erlegte Wildschwein auf Radioaktivität untersucht bevor es für den Verkauf freigegeben werden darf.
„Die Atomkatastrophe von Tschernobyl hat unvorstellbares Leid über viele Menschen vor allem in Weißrussland, Russland und der Ukraine gebracht. Weite Landstriche wurden verstrahlt, mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die dort lebenden Menschen. Dieses Leid war und ist vermeidbar, denn wir brauchen keine Atomenergie. Sicherheit bietet die Energieversorgung mit heimischen Energien. Der Energiekonsens ohne Atomkraft ist die letztendliche Konsequenz aus Tschernobyl und der Weg in eine sichere Zukunft“, so Beck und Conrad.
Rheinland-Pfalz klagt gemeinsam mit anderen Bundesländern vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Laufzeitverlängerungen und fordert die Rückkehr zum Atomkonsens.
Folgen von Tschernobyl:
• Mehr als 350.000 Menschen sind aus den am stärksten verseuchten Gebieten weggebracht worden, davon 116.000 sofort nach dem Atom-Unfall.
• Mehr als 600 Millionen Menschen in Europa sind Studien zufolge gesundheitlich betroffen.
In den Jahren 1992 bis 2002 wurden rund 5.000 Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen in der Bevölkerung von Belarus, Russland und der Ukraine festgestellt. | |
Personen, die sich in der Nähe des Atomkraftwerkes aufgehalten hatten, müssen mit einigen tausend zusätzlichen Todesfällen durch Krebserkrankungen rechnen. Insgesamt wird vom Tschernobyl-Forum geschätzt, dass durch den Unfall in der ehemaligen UdSSR zwischen 5.000 und 10.000 zusätzliche Todesfälle durch Leukämie und Krebs verursacht sein könnten. | |
Von den cirka 200.000 Rettungs- und Bergungsarbeitern (Liquidatoren), die 1986 bis 1987 der Strahlung ausgesetzt waren, werden geschätzt 2.200 an der Strahlung sterben oder sind bereits gestorben |
• Mehr als 3.600 Orte, darunter 27 Städte, mit 2,2 Millionen Menschen wurden radioaktiv verseucht (Verantwortlicher für die Beseitigung der Tschernobyl-Folgen in Belarus).
• Die Republik Belarus gibt die Folgekosten des Reaktorunfalls für den Zeitraum von 1986 bis 2015 mit insgesamt 235 Milliarden US-Dollar an, dies ist das 32-fache des Staatsbudgets von 1985.
• Allein der Verlust von einem Fünftel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche kostet den Staat mehr als 700 Millionen US-Dollar jährlich.
• Aktuell hat die internationale Gemeinschaft bei einer Geberkonferenz in Kiew jetzt weitere 550 Millionen Euro – davon die Hälfte aus Mitteln der EU – für eine neue und sichere Reaktorhülle zugesagt. Die Kosten sind aber mittlerweile auf etwa 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Bereits 864 Millionen Euro wurden für das Projekt schon gezahlt. Deutschland hat bisher rund 100 Millionen Euro für Tschernobyl-Projekte gezahlt und wird sich mit weiteren 42,2 Millionen Euro an dem Neubau beteiligen. Er ist notwendig, weil die 1986 errichtete Schutzhülle Defekte aufweist.
• Die wirtschaftlichen Folgekosten werden insgesamt auf mehrere hundert Milliarden US-Dollar geschätzt.