| Forumsreihe in Berlin

Dialog fördert Toleranz

Die Bedeutung von Bildung und Erziehung für ein religiös tolerantes und verständnisvolles, friedliches Zusammenleben hat der Trierer Rechtsprofessor Gerhard Robbers hervorgehoben. So müsse in Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten der kulturelle und religiöse Austausch stärker gefördert werden.
Ministerpräsident Kurt Beck; Bild: rlp-Archiv
Ministerpräsident Kurt Beck nahm an einer gemeinsamen Veranstaltung der Landesvertretung und der Evangelischen Kirche der Pfalz in Berlin teil; Bild: rlp-Archiv

„Wir müssen mehr Menschen in die Welt schicken, damit sie andere Kulturen kennen lernen“, sagte Robbers bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und der Evangelischen Kirche der Pfalz in Berlin aus Anlass des Themenjahres „Reformation und Toleranz“.

Besonders der interreligiöse Dialog sei für die Fortentwicklung der Religionsfreiheit von entscheidender Bedeutung, erklärte Robbers. Durch ihn könnten gegenseitige Achtung und gegenseitiges Verständnis gefördert werden. Zwar seien die Reformatoren selbst nicht besonders tolerant gewesen, aus der Reformation habe sich jedoch die Erkenntnis entwickelt, „dass es ohne Toleranz nicht geht“. So habe sich Martin Luther für die Veröffentlichung des Korans eingesetzt und selbst eine Einleitung dazu geschrieben, sagte Robbers, der Präsident des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hamburg ist.

Am Beispiel des Landes Rheinland-Pfalz verdeutlichte Ministerpräsidenten Kurt Beck, wie Toleranz im Ausgleich unterschiedlichster gesellschaftlicher und landsmannschaftlicher Gruppen zum Motor der Entwicklung geworden sei. „Wir waren schon immer Schmelztiegel und Einwanderungsland gewesen. Gerade aus der Vielfalt der Eigenschaften und Einflüsse hat sich unser Land seinen eigenen Charakter erhalten und daraus auch seine Entwicklungschancen geschöpft“, sagte Beck.

Nationalistischen Tendenzen dürfe nicht nur auf rechtlicher Ebene entgegengewirkt werden, vielmehr müssten freie Initiativen gegen Rechts gefördert und demokratische Kultur gelehrt werden, erklärte Beck. Wer sich bereits als Kind und Jugendlicher engagiere, der tue dies wahrscheinlich auch als Erwachsener. „Mitreden und mitgestalten ist besser, als sich von oben bestimmen zu lassen“, sagte der Ministerpräsident, der auch Mitglied  des Kuratoriums zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 ist.

Für den pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad sollten Protestanten aus ihrer Geschichte heraus zu den engagierten Verfechtern von Toleranz gehören. Daher trete man heute für Religionsfreiheit ein. „Wir müssen den Anderen um seiner selbst willen achten“, sagte Schad und verwies darauf, dass Gewissens- und Glaubensfreiheit die Voraussetzung von Religion sei. Für die  Kirche bedeute dies, dass sie Menschen dabei helfe, zu ihrer Identität zu finden. „Die Verwurzelung in der eigenen Religion bewahrt vor der Aggressivität gegenüber Fremdem“, sagte der Kirchenpräsident.

Nach Auffassung Schads lasse sich durch individuelle Ansprache eine Umkehr erreichen. Dazu gehöre, dass zum Beispiel junge Menschen sich mit Minderheitenpositionen auseinandersetzen und in Kontakt mit „Fremden“ kommen. Dies könne im kirchlichen Rahmen durch die Organisation von Foren, durch Beiträge zur Erinnerungskultur, im Unterricht sowie in der kirchlichen Jugendarbeit geschehen.

Die von rbb-inforadio Redakteur moderierte Diskussion ist in einer Aufzeichnung am 30. Dezember um 11:05, 16:05 und 21:05 Uhr  im rbb Inforadio und danach im Netz unter <link http: _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster ge>www.inforadio.de/podcast/feeds/das_forum zu hören.

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