Die Opferperspektive hat Vorrang

Beim Spitzengespräch der rheinland-pfälzischen Bischöfe mit der Landesregierung berichtete der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann über die aktuellen Arbeiten der Deutschen Bischofskonferenz zur Überarbeitung der Leitlinien zu sexuellem Missbrauch. Der Ministerrat und die Bischöfe waren am Montagabend, 14. Juni, im Mainzer Priesterseminar zu ihrem regelmäßigen Treffen zusammengekommen.
Spitzengespräch mit Bischöfen; Bild: Blum
Der Ministerrat mit den rheinland-pfälzischen Bischöfen.

Für die Bischöfe hatte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, in seiner Begrüßung die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der Landesregierung gewürdigt, was Ministerpräsident Beck bekräftigte.

Ackermann, der Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, wies darauf hin, dass es innerhalb der Kirche in Caritas, Schule und den Jugendverbänden bereits seit längerem verschiedene Modelle gebe, um sexuellem Missbrauch vorzubeugen. Derzeit erfolge in diesem Bereich eine stärkere Abstimmung und Vernetzung. Die Bischofskonferenz plane, eine Arbeitshilfe zum Thema Prävention herauszugeben. Einig waren sich Landesregierung und Kirche darin, dass beim Thema sexueller Missbrauch der Opferperspektive in jedem Fall ein Vorrang zukomme. Die Landesregierung dankte für die Klarheit der kirchlichen Positionen und Bemühungen in der Diskussion um sexuellen Missbrauch. Damit befinde sich die Kirche auf einem guten Weg.

Bildungsministerin Doris Ahnen und Familienministerin Malu Dreyer erläuterten die Maßnahmen der Landesregierung zur Prävention vor sexuellem Missbrauch in den Schulen, in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie im Bereich der Behindertenhilfe.
Die Bischöfe dankten der Landesregierung für die finanzielle Unterstützung der Katholischen Fachhochschule (KFH) in Mainz. Von Seiten der Kirche wurde darauf hingewiesen, dass die Zahl der Studierenden in den vergangenen vier Jahren von 600 auf 950 gestiegen sei. Vom Ministerrat wurde das Entgegenkommen der Kirche hervorgehoben, künftig auch mehr Studierende aufzunehmen. An der KFH gibt es die Fachbereiche Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Praktische Theologie sowie seit kurzem ein Forschungsinstitut, das auch die Pflege der internationalen Kontakte übernimmt. Für den Bereich der Kindergärten entsteht derzeit ein neuer Studiengang Elementarpädagogik. Träger der KFH sind die Bistümer Limburg, Mainz, Speyer, Trier und das Erzbistum Köln.

Beim Gespräch über die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise betonten die Kirchenvertreter, dass die Situation grundsätzliche ethische Fragen zum Verhältnis von Gesellschaft und Wirtschaft aufwerfe. Sie verwiesen auf aktuelle kirchliche Äußerungen zu diesem Themenbereich. Ministerpräsident Beck betonte, dass die aktuelle Krise große Belastungen für Kirche und Land mit sich bringe. Diskutiert wurde auch die Finanztransaktionssteuer, die in mehrerlei Hinsicht positive Wirkungen zeitigen könnte. Bischof Ackermann verwies auf die unterstützende Haltung der Kommission "Justitia et Pax“, dessen Vorsitzender er ist.

Weitere Themen des Treffens waren die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die beiden rheinland-pfälzischen Bundesratsinitiativen zu den Themen "Strafbarkeit der Werbung für Suizidhilfe“ und "Verhinderung des Marktzugangs von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit“ sowie der Jugendmedienschutz. Diese Initiativen wurden von kirchlicher Seite begrüßt.

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