Der Brückenpreis wird in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen und steht unter dem Motto ‚Engagement leben, Brücken bauen, Integration stärken in Zivilgesellschaft und Kommunen in Rheinland-Pfalz‘.
„Der Brückenpreis soll ein Zeichen des Dankes an all die engagierten Menschen im Land sein und ihre Arbeit öffentlich würdigen“, so die Ministerpräsidentin. Der Brückenpreis stelle dabei eine Seite des bürgerschaftlichen Engagements in den Mittelpunkt, der ihr besonders wichtig sei: Bürgerschaftliches Engagement stärke den gesellschaftlichen Zusammenhalt und baue Brücken zwischen verschiedenen Gruppen und Lebenswelten, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Eine fachkundige Jury wählte aus 75 Bewerbungen die Preisträger aus. Zu den Kriterien für die Auswahl gehören die Integrationseffekte, die Modellhaftigkeit der Projekte, aber auch die Anzahl der freiwillig Engagierten und die erreichten Adressaten. Die Preisträger erhalten eine Urkunde, eine symbolische Brücke (einen Brücken-Pokal) und jeweils 2.000 Euro als Unterstützung für ihr Engagement. Der Brückenpreis wurde in diesem Jahr in sieben Kategorien verliehen.
Die Preisträger im Einzelnen:
Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Jung und Alt“
Preisträger: Förderverein Lützelsoon und die Soonwaldstiftung mit dem Projekt „Hilfe für Kinder in Not“
Der Förderverein und die Stiftung helfen seit 1996 Familien schwer erkrankter Kinder und anderen in schwierigen Situationen schnell und unbürokratisch durch finanzielle Unterstützung, wie zum Beispiel Zuzahlung zu Medikamenten oder Fahrtkosten. Auch helfen sie mittelbar durch finanzielle Unterstützung beispielsweise von Krebszentren an Klinken. Die Arbeit erfolgt im Netzwerk mit starken Partnern wie der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Der Förderverein hat rund 650 Mitglieder. Er ist regional und überregional tätig. Bisher konnte er in weit über 1.000 Fällen helfen. Die Hilfe wird durch Mitgliedsbeiträge, Zuwendungen und Spenden sowie durch Einnahmen aus eigenen Veranstaltungen finanziert. Es gibt regelmäßige Spendenaufrufe für anstehende Projekte.
Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“
Preisträger: Inklusive Wohngemeinschaft IGLU aus Ludwigshafen
Seit November 2012 leben vier junge Menschen mit und sechs Menschen ohne Behinderung in Ludwigshafen zusammen in einer Wohngemeinschaft. Zwei Fachkräfte und eine Auszubildende unterstützen den Alltag. Die Bewohnerinnen und Bewohner ohne Behinderung erbringen freiwillig und ehrenamtlich eine Vielzahl von Aufgaben und Leistungen im täglichen Zusammenleben. Zusätzlich verpflichten sie sich dazu, kleinere entlohnte Aufgaben in der Betreuung zu übernehmen, zum Beispiel Wecken und das Frühstück bereiten, Nachtbereitschaft oder Wochenenddienste. So gewinnen beide Seiten: Die optimale Pflege der Menschen mit Behinderung ist gewährleistet und die engagierten jungen Bewohnerinnen und Bewohner ohne Behinderung können einen Teil ihrer Miete finanzieren. Ein möglichst selbstbestimmtes Leben steht im Vordergrund. Studierende der Universität Landau begleiten das Projekt wissenschaftlich. Der Träger der Wohngemeinschaft, der Verein „Integration statt Aussonderung – Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen e.V., Ludwigshafen“, setzt sich für eine gesicherte Finanzierung und eine stetige Weiterentwicklung ein.
Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Deutschen und Migrantinnen / Migranten“
Preisträger: Verein Kultur und Politik e.V. Heidesheim mit dem Projekt „Vielfalt gemeinsam leben“
Kulturelle Vielfalt ist ein Schwerpunktthema des Vereins. Die Mitglieder initiieren zum Beispiel bereits seit 2001 das Fest „Vielfalt statt Einfalt“, zu Beginn als Zeichen gegen die damals in Deutschland sich häufenden Übergriffe auf Migrantinnen und Migranten. Sie organisieren Theater-, Film- und Musikveranstaltungen, interkulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Aktionstage zum Gedenken der Kriegsfolgen und Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, Diskussionsforen zu aktuellen politischen Themen, Publikationen und Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit. Zu den Veranstaltungen in diesem Jahr zählen beispielsweise eine Kleider- und Buchtauschbörse, ein internationales Kinderfest, ein Tanz der Kulturen, ein buntes Kochbuch, internationales Theater und eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht.
Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung und Diskriminierung“
Preisträger: SV Klausen mit dem Projekt „Integration von jugendlichen Strafgefangenen im Spielbetrieb“.
In Jugendstrafanstalten werden Fußballmannschaften aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 24 Jahren gebildet. Seit 2009 ist der SV Klausen Partnerverein der Jugendstrafanstalt Wittlich und integriert die jugendlichen Strafgefangenen in den regulären Trainings- und Spielbetrieb. Aktuell nehmen ein inhaftierter und ein ehemaliger Strafgefangener am Spielbetrieb des SV Klausen teil. Zwei bis drei Mal pro Woche holen Vorstand, Trainer oder Spieler den Inhaftierten in der JSA ab. In den vergangenen vier Jahren konnten 14 Jugendliche integriert werden. In den Jahren 2011 und 2013 wurden in Kooperation mit der JSA Wittlich zwei Schiedsrichterlehrgänge für rund 40 Inhaftierte durchgeführt. Im April 2013 konnte einer dieser Schiedsrichter in das offizielle Schiedsrichterwesen integriert werden. Durch diese Aktivitäten des Vereins soll den Inhaftierten soziale Verantwortung ermöglicht und eine Rückkehr in das Leben nach der Inhaftierung erleichtert werden.
Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement in grenzüberschreitender Zusammenarbeit“
Preisträger: Suchtselbsthilfe Katzenelnbogen
Die Suchtselbsthilfe Katzenelnbogen gehört bundesweit als einzige Suchtgruppe zu den im Jahr 2013 insgesamt 25 ausgewählten ehrenamtlichen Initiativen, die sich für das Projekt „I AM EUROPE“ (Europäisches Bürgerbeteiligungsprojekt) qualifiziert haben. Derzeit gibt es eine Partnerschaft mit der Suchtselbsthilfegruppe „Sense“ in Kiew mit Besuchen, Kontakten und Austausch. Mit der rheinland-pfälzischen Partnerregion in Polen besteht Kontakt hinsichtlich einer Kooperation der Selbsthilfegruppen. Anlässlich des To4ka Workshop „geSUCHT-Grenzüberschreitender Rausch“ mit deutschen und russischen Jungjournalisten der Jugendpresse Deutschland wurden Vorträge gehalten. Die Suchtselbsthilfe vernetzt sich unter dem Dach des „Hauses der Familie“ in Katzenelnbogen erfolgreich mit anderen Angeboten der Familien- und Jugendarbeit und bietet regelmäßige Treffen für Betroffene und Angehörige an. Die Projektfinanzierung ist durch eine finanzielle Zuwendung der Fach- und Suchtklinik Wied beziehungsweise deren Förderverein „Respect“ gesichert.
Kategorie „Bürgerbeteiligung und gesellschaftliche Partizipation“
Preisträger: LEADER – Projekt „Dorf-Leben“ des Landesjugendpfarramtes der evangelischen Kirche der Pfalz.
Im Projekt werden Jugendliche zu Dorfraumpionieren ausgebildet. Sie lernen die Strukturen der Dörfer zu analysieren und als einen selbst gestaltbaren Sozialraum zu erleben. Dabei stehen sie im ständigen Austausch mit den Einwohnerinnen und Einwohnern des Dorfs. Die unterschiedlichen Sichtweisen von Vereinen, Politikerinnen und Politikern, der Kirche und anderen Interessensgruppen stellen sich in Interviews dar. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Dorfleben finden die Jugendlichen zurück in ihr Dorf und lernen es als Raum für eigene Möglichkeiten kennen. Ein gewählter jugendlicher Vermittler übernimmt die Kommunikation zwischen den Jugendlichen und den Akteuren aus dem Dorf, um die Verbesserungen zu realisieren. Das Projekt ist bereits in zwei Dörfern gestartet, insgesamt 25 Jugendliche nehmen teil. In drei weiteren Dörfern werden bis Mai 2015 Jugendliche zu Dorfraumpionieren qualifiziert. Unterstützt wird das Projekt durch die Kommunen, indem sie relevante Daten, Räume für Veranstaltungen und Verpflegung für Seminare zur Verfügung stellen.
Kategorie „Strukturen und Modelle der Engagementförderung vor Ort“
Preisträger: Schnittstelle5 e.V. in Mainz mit dem Projekt „Zwischennutzung statt Leerstand“
Die Schnittstelle5 ist ein 2013 gegründeter, ehrenamtlich arbeitender gemeinnütziger Verein. Er ist Vermittler zwischen Raumsuchenden und Eigentümern, arbeitet in Kooperation mit der Stadt und wird von der Wohnbau Mainz GmbH unterstützt. Mittelfristiges Ziel ist der Aufbau eines städtischen Netzwerks von Raumanbietern und Raumnutzern, um schneller Zwischennutzungen zu ermöglichen und Leerstände zu vermeiden. Bisher konnten etwa 25 Zwischennutzungen, meist in der Innenstadt, realisiert werden. Die Dauer der fast kostenfreien Nutzungen bewegt sich zwischen einigen Wochen bis zu einem halben Jahr, wobei das Spektrum der Nutzung von Ausstellungen über Probenräume für Kultur und Performances bis hin zu Filmvorführungen reicht. Damit erzielt Schnittstelle5 einen positiven Effekt für Eigentümer, Zwischennutzer und Stadtbewohnerinnen und -bewohner.