| Junges-Spiel-Theater

Facebook als Bühnenversion

Die Online-Welt glitzert und ist auf der Bühne mit schillernden Farben ausgeleuchtet. "Willkommen zu Hoffmann2012.com, wo Du Alles sein kannst!", verspricht eine sanfte Stimme, die aus den Lautsprechern säuselt. Die jungen Schauspieler auf der Bühne sind ganz weiß angezogen. Sie tanzen und werben für ein soziales Netzwerk, das im Mittelpunkt eines neuen Stücks des Jungen-Spiel-Theaters in Ludwigshafen steht.
Spielszene aus Hoffmann2012.com; Bild: Junges-Spiel-Theater

Die Geschichte ist eigentlich uralt: Gezeigt werden die Irrungen und Wirrungen eines jungen Mannes, der nach der ersten großen Liebe sucht. Doch sie spielt an einem zeitgemäßen Ort. Die Hauptfigur Friedrich schafft sich ein zweites Ich und lässt es auf der Internet-Plattform Hoffmann2012.com frei. Schon bald kann er nicht mehr unterscheiden zwischen echten Verlockungen und falschen Versprechen. Dann taucht auch noch ein Hacker auf, der das Netzwerk knackt und die Charaktere mit diebischer Freude gegeneinander ausspielt.

Das echte Leben spielt am Bühnenrand. In ihm wird Friedrich angehimmelt von einem süßen und lieben Mädchen, Veronika. Doch er steckt mit dem Kopf ganz im Internet. Warnungen seiner Freunde, sich nicht in eine künstliche Figur zu verlieben, schlägt er in den Wind. Auch die Betreiber der Plattform sind zu sehen, ihnen geht es vor allem um Werbeeinnahmen.

Regisseur András Almási-Tóth aus Ungarn hat das Stück rund um die Erfahrungen geschrieben, die 20 Jugendliche der Theatergruppe mit Angeboten wie Facebook, Twitter und SchülerVZ gemacht haben: "Ich habe die Schauspieler befragt, wie sie das Internet benutzen. Daraus ist die Geschichte geworden über Jemanden, der seine Identität sucht zwischen der Online-Welt und dem normalen Leben". Inspiriert sei das Stück auch von den Erzählungen des Schriftstellers E.T.A. Hoffmann, in dem Scheinwelten eine große Rolle spielten.

Hauptdarstellerin Kathrin Kistenmacher hat seit eineinhalb Jahren einen Facebook-Account. "Ich bin dort, weil es cool ist und ich nicht von allen Freunden die Handynummer habe", sagt die 14-Jährige. Mit ihrem Handy schaut die Schülerin mehrmals pro Tag nach, ob es etwas Neues gibt in ihrem Netzwerk: "Immer, wenn mir langweilig ist, in den Schulpausen, wenn ich auf dem Heimweg bin oder in den Pausen bei den Theaterproben." Dass man mit dem Veröffentlichen von Fotos und persönlichen Daten vorsichtig sein muss, sei ihr klar: «Man muss schon schauen, mit wem man sich schreibt.»

Regisseur und Autor Almási-Tóth sagt, sein Stück richte sich an Kinder und Jugendliche, aber auch an Erwachsene. "Eltern denken immer nur an die eine Seite, dass das Internet ihren Kindern schaden und gefährlich sein könnte. Aber es ist komplexer. Denn es bietet ihnen auch die Chance, sich auszuprobieren und ihre Grenzen kennenzulernen.²

Zu sehen ist «Hoffmann2012.com» ab diesem Mittwoch (5. Dezember) im Theater im Pfalzbau.

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