Die Direktorin des Parks zeigte ihr bei einer Führung unter anderem eine große Steinwand mit den Namen der Terroropfer. „Es ist die Aufgabe jeder Generation, die Geschichte und das Leid der Opfer in Erinnerung zu halten und nicht zu vergessen. Nur auf diese Weise können wir dafür Sorge tragen, dass so etwas heute und in Zukunft nicht noch einmal passiert“, sagte die Bundesratspräsidentin.
Der Park wurde 1998 gegründet und erinnert insbesondere an die Opfer der Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Während der Diktatur wurden zehntausende Menschen zum Teil willkürlich und ohne Haftbefehl verschleppt, monate- und jahrelang ohne Prozess festgehalten, gefoltert und ermordet. Hunderte Babys wurden ihren Müttern in Gefangenschaft weggenommen. Viele Opfer werden bis heute vermisst. Angehörige der Opfer des Militärregimes begannen noch zu Diktaturzeiten, gegen die massiven Menschenrechtsverletzungen zu protestieren und forderten Auskunft über den Verbleib ihrer vermissten Söhne und Töchter.
Eine der bekanntesten Menschenrechtsorganisationen in diesem Bereich ist die „Madres de Plaza de Mayo“, die Mütter der Plaza de Mayo. Sie engagieren sich bis heute gegen die Straflosigkeit vieler Täter und konnten unter anderem erreichen, dass umstrittene Amnestiegesetze aufgehoben wurden und so der Weg für die Wiederaufnahme von Prozessen frei ist. Eng mit den Müttern verbunden sind die Großmütter der Plaza de Mayo, die sich für das Auffinden der geraubten Kinder und Verschwundenen einsetzen. Mit Vertreterinnen beider Gruppen kam Bundesratspräsidentin Malu Dreyer während ihres Besuchs zusammen.
„Den Opfern zum Gedenken und den Lebenden zur Mahnung", schrieb Bundesratspräsidentin Dreyer in das Gästebuch der Mütter der Verschwundenen, Ermordeten und Verschleppten. „Es ist zutiefst berührend und bewegend, von den Schicksalen der Verschwundenen und denen ihrer Familien zu hören. Ich möchte den Müttern und Großmüttern der Plaza de Mayo meinen tiefsten Respekt für die Arbeit ausdrücken, die sie leisten“, so die Bundesratspräsidentin. Den Großmüttern der Plaza de Mayo gelang es im Laufe der Zeit, viele Fälle verschwundener Kinder aufzuklären. Mittels Recherchen und DNA-Vergleichen konnten ihre wahren Identitäten festgestellt und sie mit ihren Familien zusammengebracht werden. Victoria Montenegro, Abgeordnete der Stadt Buenos Aires, die die Bundesratspräsidentin bei ihrem Besuch begleitete, ist selbst Tochter von Verschwundenen. „Es ist gut, dass diese Aufklärung noch heute geleistet wird. Die Mühen der Organisationen lohnen sich für jeden einzelnen Fall, in dem eine Familie zusammengeführt werden kann“, sagte Bundesratspräsidentin Malu Dreyer.
Gezeigt wurde der Bundesratspräsidentin an der Gedenkmauer auch die Plakette von Elisabeth Käsemann, deren Schicksal Luisa Wettengel von der Elisabeth-Käsemann-Stiftung erläuterte. Käsemann war Deutsche, die nach einer Rundreise durch Lateinamerika ein Studium in Buenos Aires begann. Im März 1977 wurde sie entführt und nach wochenlanger Folter im Mai 1977 erschossen. „Argentinien und die Zeit der Militärdiktatur scheint uns auf den ersten Blick weit weg. Das Beispiel verdeutlicht, dass es uns näher ist als gedacht. Wir dürfen nicht wegschauen, egal wo auf der Welt Unrecht geschieht“, so Bundesratspräsidentin Dreyer. Die nach Käsemann benannte Stiftung setzt sich nach eigenen Angaben für die Förderung von Erinnerungsprojekten in Lateinamerika und Europa auf wissenschaftlicher, politischer und kultureller Ebene ein und möchte dadurch demokratische Strukturen festigen. „Ich danke den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für ihre wichtige Arbeit“, sagte die Bundesratspräsidentin.
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