| Schädlinge

Gefahr für Obst- und Weinanbau

Neustadt an der Weinstraße (dapd-rps). Die aus Asien stammende Kirschessigfliege bedroht in diesem Jahr erstmals den Obst- und Weinanbau in Deutschland. Das kleine Insekt habe großes Potenzial, ein wirklich gefährlicher Schädling zu werden, sagte Karl-Josef Schirra vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt an der Weinstraße.
Makroaufnahme von Drosophila suzukii (Kirschessigfliege); Bild: dpa
Makroaufnahme von Drosophila suzukii (Kirschessigfliege); Bild: dpa

2011 sei das Insekt, das reifes Obst befällt, erstmals in einigen Orten in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gesichtet worden. "Da braut sich möglicherweise etwas zusammen", warnte der Experte.

In Obstanbaugebieten etwa in Italien habe die Kirschessigfliege bereits hohe Schäden angerichtet, die Ernteverluste reichten von 20 bis 60 Prozent. Im vergangenen Jahr sei das Insekt erstmals in der Pfalz, am Bodensee und in der Nähe von Heidelberg entdeckt worden. Vor wenigen Wochen sei ein weiterer Fund am Bodensee gemacht worden.

Derzeit laufe die Überwachung in allen Anbaugebieten, Funde würden sofort gemeldet. Im Frühling werde das DLR ein neues Projekt zur Kirschessigfliege starten, um verschiedene Ansatzpunkte zur Bekämpfung auszuprobieren, kündigte Schirra an. Dabei würden Erfahrungen aus dem Ausland mit einbezogen.

In Italien etwa seien Erfolge durch Orangenöle erzielt worden, die auf die kleinen Fliegen offenbar abschreckend wirkten. Durch solche Mittel könne immerhin für einen gewissen Zeitraum - etwa kurz vor der Weinlese - verhindert werden, dass die Insekten ein Anbaugebiet befallen. Allerdings könnten Orangenöle durch ihren Duft den Geschmack der Trauben beeinträchtigen, räumte Insektenkundler Schirra ein.

In Asien werde der Schädling durch natürliche Feinde in Schach gehalten. Dies könnte auch in Europa funktionieren. So sei durchaus denkbar, dass die Schlupfwespe, die auch ähnliche Schädlinge befällt, zur Bekämpfung der Kirschessigfliege eingesetzt wird. Auch bestimmte Pheromone könnten ein Mittel gegen die Insekten sein.

Bei all diesen Maßnahmen stehe man in Europa aber noch ganz am Anfang, eine Lösung für das Problem gebe es bislang nicht, gab Schirra zu bedenken. Die bisherigen Erfahrungen bei der Bekämpfung der Kirschessigfliege in anderen Ländern seien ernüchternd, sagte er. Das liege unter anderem daran, dass sich das Insekt rasend schnell vermehre und jährlich über ein Dutzend Generationen hervorbringe. Dadurch könnten sich innerhalb kurzer Zeit Resistenzen gegen Insektenschutzmittel bilden. Zudem befielen die Schädlinge reifes Obst kurz vor der Ernte - Insektizide könnten dann nicht mehr eingesetzt werden.

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