„In sehr schwierigen Nachrichtenzeiten steht Golineh Atai für glaubwürdigen und ausgewogenen Auslandsjournalismus. Mit großer Expertise und sehr souverän hat sie aus Moskau, der Ukraine und der arabischen Welt berichtet. Sie ist beeindruckend in ihrer Klarheit und zeichnet sich gleichzeitig durch ein außergewöhnliches Einfühlungsvermögen bei ihren Interviews aus. In ihrer Berichterstattung über den Iran rückt sie die engagierten Frauen selbst in den Mittelpunkt. Sie lässt uns die Stimmen der iranischen Frauen hören, macht ihren Mut, ihre Träume, Hoffnungen und Ängste für uns alle greifbar. Ihre Portraits verdeutlichen eindrücklich das erschreckende Ausmaß an Repression, Frauenfeindlichkeit und Grausamkeit im Iran. Gleichzeitig zeigen sie den unbändigen Wunsch nach Freiheit und Gleichberechtigung, den die Frauen mit Mut, Kreativität und Beharrlichkeit zu verwirklichen versuchen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer zur Begründung.
Golineh Atai öffne das Fenster zur Welt und zeige immer wieder aufs Neue, wie wichtig der Journalismus für das Funktionieren der Demokratie sei. Gerade in Krisenregionen seien gut recherchierte Fakten und eine beständige Öffentlichkeit essentiell.
Die im Iran geborene Golineh Atai hat ihre journalistische Karriere beim Südwestrundfunk begonnen. Bundesweit bekannt wurde sie als Auslandskorrespondentin der ARD, zuerst in Kairo und später von 2013 bis 2018 in Moskau. Von dort berichtete sie über die Euromaidan-Proteste in Kiew und den Krieg in der Ostukraine. Ihre Erfahrungen als Moskau-Korrespondentin verarbeitete sie in ihrem ersten Buch „Die Wahrheit ist der Feind. Warum Russland so anders ist.“ 2022 wechselte Golineh Atai zum ZDF Nahost-Studio in Kairo. Ende 2021 erschien ihr Buch „Iran, die Freiheit ist weiblich“, mit dem sie die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Freiheit thematisiert.
Der Frauenpreis der Ministerpräsidentin wurde 2019 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts erstmalig verliehen. Erste Preisträgerin war Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Sie setzte sich vor allem für das Recht von Beamtinnen ein, aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten zu können. Die Preisträgerin 2020 war Marlies Krämer, die sich für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen stark macht. Sportjournalistin Claudia Neumann, die als Fernseh-Kommentatorin von Fußballspielen Vorbild und Pionierin in einer vermeintlichen Männerdomäne war, wurde 2021 mit dem Frauenpreis geehrt. 2022 zeichnete die Ministerpräsidentin die Soziologin Jutta Allmendinger, die die Rechte von Frauen in der Pandemie in den Blick genommen hat, sowie Rita Süssmuth für ihr Lebenswerk aus.
Mit dem Namen des Preises erinnert Ministerpräsidentin Malu Dreyer auch an die frauenpolitische Vorreiterinnenrolle und die Verdienste von Marie Juchacz, die als Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau eine Rede hielt. Vorgeschlagen werden die Preisträgerinnen von einer Expertinnen-Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Kultur und Vertreterinnen verschiedener Gremien aus dem Bereich der Gleichstellung und Frauenpolitik unter Vorsitz der Ministerpräsidentin.