„Christina Clemm hat den Kampf gegen sexualisierte Gewalt und den Schutz von Frauen zu ihrem Lebensthema gemacht. Seit fast 30 Jahren vertritt sie Opfer, vorwiegend Frauen und Kinder, die geschlechtsspezifische, sexualisierte, rassistische, queer-feindliche oder rechtsextrem motivierte Gewalt erlebt haben. Sie hilft ihnen dabei, ihre Rechte vor Gericht durchzusetzen und unterstützt sie während des gesamten rechtlichen Prozesses. Auch außerhalb des Gerichtssaals erhebt sie ihre Stimme und setzt sich aktiv für gesellschaftliche und gesetzliche Veränderungen ein, die die Situation von Gewaltopfern verbessern sollen“, so Ministerpräsident Alexander Schweitzer zur Begründung. Mit ihrem Engagement habe sie sich in besonderer Weise um Frauenrechte und die Gleichstellung von Männern und Frauen verdient gemacht.
„Es ist schrecklich, dass Gewalt gegen Frauen noch immer allgegenwärtig ist. In Deutschland erlebt statistisch gesehen jede dritte Frau sexualisierte Gewalt. Alleine im Jahr 2023 sind laut Bundeskriminalamt (BKA) 155 Frauen in Deutschland durch ihren (Ex-)Partner getötet worden. Die Zahlen und Fakten zeigen, dass Hass und Gewalt gegen Frauen ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sind. In allen Bereichen der geschlechtsspezifisch gegen Frauen begangenen Straftaten verzeichnet das BKA einen Anstieg. Die Bekämpfung von Frauenhass und sexualisierter Gewalt ist unser Auftrag. Deshalb ist mir die Verleihung des Frauenpreises an Christina Clemm ein besonderes Anliegen“, sagte der Ministerpräsident.
Der Frauenpreis wurde 2019 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts erstmalig verliehen. Bisherige Preisträgerinnen sind Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Marlies Krämer, Claudia Neumann, Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Dr. Rita Süssmuth, Golineh Atai sowie Prof. Dr. Elisa Klapheck. Mit dem Namen des Preises wird auch an die frauenpolitische Vorreiterinnenrolle und die Verdienste von Marie Juchacz erinnert, die als Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau eine Rede hielt. Vorgeschlagen werden die Preisträgerinnen von einer Expertinnen-Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Kultur und Vertreterinnen verschiedener Gremien aus dem Bereich der Gleichstellung und Frauenpolitik unter Vorsitz des Ministerpräsidenten.
Christina Clemm wurde 1967 geboren und ist als Fachanwältin für Familien- und Strafrecht in Berlin tätig. Ihre Schwerpunkte sind unter anderem Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung, häuslicher Gewalt, Stalking sowie rassistischer und rechtsextrem motivierter Straftaten. Im NSU-Verfahren war sie Teil der Nebenklage. In verschiedenen medialen Formaten und als Referentin bei politischen Veranstaltungen sowie vor juristischem Fachpublikum spricht sie regelmäßig über juristische und soziale Aspekte von struktureller Gewalt gegen Frauen. Sie war Mitglied der Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts und mehrfach als Sachverständige in öffentlichen Anhörungen im Bundestag, so zum Thema „Femizide“, geladen. Ihr erstes Buch „AktenEinsicht. Geschichten von Frauen und Gewalt“ zeigt auf, wie Opfer von häuslicher und sexualisierter Gewalt vor Gericht bewusst verunsichert und diskreditiert werden, wenn sie aussagen. Mit ihrem zweiten, 2023 erschienen Buch „Gegen Frauenhass“ macht Christina Clemm deutlich, wie allgegenwärtig die Gewalt gegen Frauen ist, und was sich strukturell verändern muss, um die Spirale patriarchaler Gewalt zu überwinden.