| KZ Gedenkstätte

Schicksale im KZ Hinzert erforscht

Ein bislang kaum erforschtes Kapitel deutscher Geschichte hat die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert untersucht: Das Schicksal von polnischen Zwangsarbeitern, die im Zweiten Weltkrieg ein damals verbotenes Verhältnis zu einer deutschen Frau hatten - und unter bestimmten Bedingungen «eingedeutscht» wurden.
Gedenkstätte Hinzert; Bild: rlp-Archiv
Gedenkstätte Hinzert; Bild:rlp-Archiv

Rund 1000 solcher "Eindeutschungshäftlinge" seien nach ersten Schätzungen 1943 und 1944 im SS-Sonderlager Hinzert im Hunsrück untergebracht worden, sagte der Leiter des Pädagogischen Dienstes der rheinland-pfälzischen Gedenkstätte, Steffen Reinhard. Das Lager war damals für diese Häftlinge allein zuständig.

Anstoß für das Forschungsprojekt "Wenn aus Liebe ein Verbrechen wird" seien Besucher gewesen, die sich als frühere Gefangene des Lagers oder Angehörige von ehemaligen Häftlingen zu erkennen gaben. "Immer wieder fragen Menschen nach", sagte Reinhard. Vielen sei das Schicksal ihres Vaters nicht bekanntgewesen. Konsequenz aus den Anfragen war, das Thema systematisch aufzuarbeiten. Dazu wurden Unterlagen zur "Sonderbehandlung" aus dem Bundesarchiv Berlin ausgewertet. Außerdem wurde ein Forschungsprojekt mit dem Internationalen Suchdienst (ITS) im hessischen Bad Arolsen Ende 2009 in die Wege geleitet.

Ins Sonderlager Hinzert kamen den Angaben zufolge jene Zwangsarbeiter aus Polen oder der Ukraine, bei denen die Gestapo bei der Verhaftung vom Aussehen her den Eindruck hatte, sie seien "eindeutschungsfähig". Die anderen wurden nach Angaben der Gedenkstätte mit Hinrichtung in einem Konzentrationslager bestraft. In Hinzert seien jene Häftlinge dann "charakterlich" und deren Familie "rassisch überprüft" worden, sagte Reinhard. Von den rund 1000 Häftlingen sei wohl etwa die Hälfte "eingedeutscht" worden. Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen am Montag (13. Mai) an der Gedenkstätte vorgestellt werden.

Über den Suchdienst ITS seien bereits 300 bis 380 Personen recherchiert worden, die in Hinzert als jene Häftlinge inhaftiert waren, sagte die Leiterin des Bereiches Forschung und Bildung des ITS, Susanne Urban. Insgesamt gebe es rund 5000 Dokumente, die noch nicht alle ausgewertet seien. Die Ergebnisse der Forschung sollten auch pädagogisch genutzt werden, um jungen Menschen anhand von persönlichen Schicksalen Geschichte näherzubringen, fügte sie hinzu.

In Hinzert bei Trier wurde 1939 ein Polizeihaftlager für straffällig gewordene sogenannte Westwallarbeiter eingerichtet - offizieller Name "SS-Sonderlager/KZ Hinzert". Von Sommer 1940 an diente es als "Durchgangslager" insbesondere für luxemburgische, belgische, französische und niederländische Häftlinge auf ihrem Leidensweg in die Konzentrationslager Buchenwald, Natzweiler oder Dachau. Mehr als 10 000 Männer waren in Hinzert inhaftiert. Mindestens 320 Menschen starben dort. Die Gedenkstätte ist seit 1992 in der Zuständigkeit der Landeszentrale für politische Bildung.

<link http: www.gedenkstaette-hinzert-rlp.de _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster>Mehr Informationen zur Gedenkstätte Hinzert hier

Teilen

Zurück