Im Rahmen des Festaktes im Mainzer Rathaus unterzeichneten die Ministerpräsidentin und der Vorsitzende Hüseyin Mat einen Vertrag, der unter anderem Regelungen zu gemeinsamen Wertegrundlagen, alevitischen Feiertagen, alevitischem Religionsunterricht und religiöser Betreuung in besonderen Einrichtungen enthält.
Die Ministerpräsidentin überbrachte der Alevitischen Gemeinde Deutschland zum 30. Geburtstag herzliche Glückwünsche; ihr Leben in Deutschland und Rheinland-Pfalz sei ein hervorragendes Beispiel für gelungene Integration. „Ihr humanistisches Weltbild, das von tiefem Respekt gegenüber jedem Menschen geprägt ist, und Ihr konsequentes Eintreten für Toleranz und Dialog, bereichert unsere demokratische Kultur“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die leidvolle Erfahrung der alevitischen Gemeinschaft mit Diskriminierung und Verfolgung mache zugleich deutlich, dass demokratische Freiheitsrechte kostbare Errungenschaften seien, die gepflegt und geschützt werden müssten.
„Dazu gehörte auch die Freiheit, nach eigenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen leben zu dürfen. In diesem Sinne ist der Vertrag, den das Land Rheinland-Pfalz heute mit der Alevitischen Gemeinde Deutschland schließt, die Erfüllung eines Verfassungsauftrages, der zu unserer Demokratie gehört“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
„Dieser Vertragsschluss ist ein historisches Ereignis für die in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen alevitischen Glaubens und ein wichtiger Schritt, der uns allen zeigt, dass man unsere Arbeit wertschätzt und dass wir Teil dieser Gesellschaft sind. Das motiviert uns. Das macht uns stark. Und diese Stärke wollen wir auch für unsere zukünftige Arbeit für eine weltoffene Gesellschaft und ein friedliches Miteinander in Vielfalt einbringen. Das mit dem Vertrag zum Ausdruck gebrachte Vertrauen ist uns ein ehrenvoller Ansporn, unsere Arbeit fortzuführen und als ein dieser Gesellschaft zugehörender Teil für die Werte des Humanismus konsequent und auch bedingungslos einzutreten“, sagte der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschland e.V. Hüseyin Mat.
„Auf der Grundlage unserer Verfassung treten wir als Landesregierung für eine freie Religionsausübung ein und schaffen entsprechende Rahmenbedingungen. Das ist gelebte Integration. Wir wollen, dass die Alevitinnen und Aleviten in Rheinland-Pfalz sich zuhause fühlen und ihrem Glauben frei nachgehen können. Es ist auch ein Zeichen an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger“, ergänzte der für Kirchen und Religionsgemeinschaft zuständige Minister Konrad Wolf.
Rheinland-Pfalz ist nach Bremen und Hamburg das erste Flächenland, das einen Vertrag mit der Alevitischen Gemeinde Deutschland schließt. Im Vertrag wurden verschiedene konkrete Vereinbarungen getroffen. Demnach gilt alevitischer Religionsunterricht als ordentliches Religionsfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Alevitischen Gemeinde Deutschland erteilt. Außerdem haben Bedienstete des Landes, ebenso wie Schüler und Schülerinnen, an bestimmten religiösen Feiertagen einen Anspruch auf Freistellung. Darüber hinaus unterstützt das Land die Alevitische Gemeinde Deutschland bei der religiösen Betreuung ihrer Mitglieder in besonderen Einrichtungen, wie zum Beispiel Gefängnissen. Den Vertragstext finden Sie im Anhang des Pressedienstes.