Über Jahrzehnte sei die Tatsache, dass Deutschland längst zum Einwanderungsland geworden ist, von konservativen Politikern geleugnet worden. Diese Haltung habe dazu geführt, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft viel zu lange nebeneinander statt miteinander gelebt hätten. „Die deutsche Gesellschaft muss eine Willkommens- und Anerkennungskultur entwickeln. Rheinland-Pfalz geht viele Schritte in diese Richtung. Einer ist das Online-Museum“, so Alt.
Seit 2009 präsentiert es Lebensberichte und Originaldokumente der ersten „Gastarbeiter“-Generation in Bild und Ton. Mehr als 60.000 Nutzer aus über 70 Ländern haben es bisher besucht. Auch die Goethe-Institute greifen weltweit auf <link http: _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster ge>www.lebenswege.rlp.de zu. „Wir treten mit der Veranstaltung in Berlin aus der digitalen in die analoge Welt und gehen mit dem Museum auf Tour. Gerade die Bundeshauptstadt ist dafür der richtige Ort, denn hier leben mehr Menschen mit Migrationshintergrund als irgendwo sonst in Deutschland."
Europaministerin Margit Conrad unterstrich, auch aus wirtschaftlichen Gründen sei Zuwanderung wünschenswert. Einwanderer federten mit ihren Potentialen den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel ab. „Vielfalt ist zudem ein Innovationsmotor für Kultur, Wirtschaft, Bildung und auch den Sport. Ich erinnere nur an die Fußball-Nationalmannschaft, die längst die Lebenswirklichkeit in Deutschland widerspiegelt.“
Beide Ministerinnen sprachen sich für die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft für Menschen jeglicher Herkunft (nicht nur EU-Bürger) aus. Auch müsse die Optionspflicht abgeschafft werden. Die Landesregierung wolle zudem in Rheinland-Pfalz das kommunale Wahlrecht für Ausländer einführen und das Wahlrecht auf Landesebene für EU-Bürgerinnen und Bürger.
„Wir wissen um die Vorteile der Integration. Das motiviert“, erklärte Conrad. Über Jahrzehnte seien die Rheinland-Pfälzer Motor der deutsch-französischen Freundschaft gewesen. Diese reale Grenze hätten sie überwunden. Nun gehe es darum, imaginäre Grenzen in den Köpfen zu Fall zu bringen. Immerhin stammten auch in Rheinland-Pfalz rund 20 Prozent der Menschen ursprünglich nicht aus Deutschland. Dass die Menschen längst zur Integration bereit seien, zeige die Statistik: Von den 2011 in Deutschland geschlossenen Ehen ist jede neunte binational. Laut Statistischem Bundesamt hatte sogar in jeder sechsten Ehe mindestens ein Partner einen Migrationshintergrund.