| Archäologie

1000 Jahre alte Knochen eines Merowingers verraten viel

In mühevoller Kleinarbeit wühlen sich Archäologen derzeit durch den Boden eines Neubaugebiets im südpfälzischen Insheim. Sie legen Gräber aus der Zeit der Merowinger frei. Die Knochen, die sie finden, sind weit mehr als 1000 Jahre alt.
Archäologin legt Skelett in Insheim frei; Bild: dpa
Archäologin legt Skelett in Insheim frei; Bild: dpa

Der auffälligste Fund bislang: zwei Skelette von Männern, die mit über 1,80 und 1,75 Metern deutlich größer waren als ihre Zeitgenossen. "Das sind echte Ausreißer", sagt die zuständige Speyerer Archäologin Andrea Zeeb-Lantz. Denn größer als 1,60 Meter sei damals kaum Jemand gewesen.

Dass bei Bauarbeiten Gräber aus der Zeit des fränkischen Adelsgeschlechts entdeckt werden, ist keine Seltenheit, wie der Archäologe und Anthropologe Christian Meyer von der Universität Mainz sagt. Als die Zeit der Merowinger gilt in etwa das 5. bis 8. Jahrhundert nach Christus, und ihre Siedlungen sind Vorläufer der heutigen Dörfer. "Besonders, wenn deren Name auf '-heim' endet, weist das auf Gründungen aus der Zeit hin", sagt Meyer.

Der Wissenschaftler arbeitet an einem Projekt mit dem Inhalt von mehr als 900 Gräbern, die bei Mannheim-Seckenheim entdeckt wurden. Unter anderem wurden auch in Mainz-Hechtsheim fränkische Gräber gefunden. Da passt Insheim in der Südpfalz gut in die Reihe, doch auch im nahe gelegenen Kleinfischlingen sind die Archäologen gerade am Werk.

Erfahrungswerte zeigen: Bei den Arbeiten können Hunderte von Gräbern ans Tageslicht kommen. Die Merowinger bestatteten ihre Toten meist in langen Reihen am Siedlungsrand - erst später, mit der zunehmenden Christianisierung, wurde die Umgebung der Dorfkirche zum traditionellen Friedhof. Fränkische Gräber werden deshalb heute oft beim Anlegen von Neubaugebieten jenseits des Ortskerns entdeckt. In Insheim wurde schon vor mehr als zehn Jahren ein Feld mit 118 Bestattungen freigelegt.

Den nun dort entdeckten, mehr als 1,80 Meter großen Merowinger hat die Archäologin Zeeb-Lantz den "Riesen von Insheim" getauft. Seine Knochen verraten der Expertin viel über seinen Lebensstil: Arm kann er laut der Wissenschaftlerin von der Speyerer Außenstelle der Direktion Landesarchäologie nicht gewesen sein - ein solch imposanter Körperbau sei nur mit guter Ernährung denkbar. Doch auch um einen "verweichlichten Fürsten" handelte es sich wohl nicht: «

"Man sieht, dass er sich körperlich viel betätigt hat." Näheres werde sich bei der genauen Untersuchung der Knochen ergeben.

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