Das Integrationsministerium fördert das Vorhaben als Pilotprojekt, weil es ein Bindeglied zwischen ehrenamtlich angebotenen Übersetzungsleistungen und einem Studium zur Dolmetscherin bzw. zum Dolmetscher ist.
Integrationsministerin Anne Spiegel stellte heute gemeinsam mit Daniel Hard, Abteilungsleiter Berufliche Bildung der Volkshochschule Mainz, das Projekt „Ausbildung von Sprachmittlerinnen/Sprachmittlern mit IHK-Zertifikat“ vor. „Ausreichende Deutschkenntnisse sind eine wichtige Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und sind für Migrantinnen und Migranten − auch für die zu uns Geflüchteten − der erste Schritt in eine erfolgreiche Integration“, so Spiegel. Das Lehrgangskonzept wurde von den Industrie- und Handelskammern zur bundesweiten Durchführung entwickelt. In Mainz wird es in Kooperation zwischen der IHK für Rheinhessen und der VHS umgesetzt. Unterstützt wird das Projekt auch von Oberbürgermeister Michael Ebling, zugleich VHS-Vorsitzender.
Sprachmittlerinnen und Sprachmittler begleiten Flüchtlinge und andere Zuwanderer zu Behörden, Beratungsstellen, zur Arbeitsagentur oder zu anderen Stellen im Gesundheits-, Sozial- oder Bildungsbereich. Sie dolmetschen in Gesprächssituationen und übersetzen bei Bedarf Schriftstücke. Sie bringen sich überall dort ein, wo keine vereidigten Dolmetschenden notwendig sind und erbringen damit wichtige Unterstützungsleistungen für Migrantinnen und Migranten, aber auch für die Institutionen und Behörden der Aufnahmegesellschaft. Zusätzlich können sie auch Unternehmen bei der erfolgreichen Integration von Zuwanderern in die Belegschaft helfen und so zu einer gelungenen Arbeitsmarktintegration beitragen.
Nach erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs erhalten die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler ein IHK-Zertifikat. Daniel Hard, Abteilungsleiter Berufliche Bildung der VHS Mainz, betont: „Die Volkshochschule versteht sich als Dienstleisterin in Sachen Integration in der Landeshauptstadt – sowohl für die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, als auch für die Stadt und andere Einrichtungen der Aufnahmegesellschaft.“ Durchgeführt wird die Arbeit als Sprachmittlerin oder Sprachmittler schon jetzt. Viele Frauen und Männer, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind und schon sehr gut Deutsch sprechen, engagieren sich bereits ehrenamtlich und setzen ihre eigene Mehrsprachigkeit zugunsten von Migrantinnen und Migranten ein. „Sie helfen den Menschen die sprachliche aber auch die kulturelle Hürde zu nehmen und leisten damit einen aktiven und wertvollen Beitrag“, betonte Ministerin Spiegel.
Mit dem IHK-Zertifikatslehrgang zur Ausbildung von Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern steht jetzt geeigneten Personen, die in diesem Bereich tätig sind oder tätig werden wollen, ein hochwertiges Fortbildungsangebot zur Verfügung. Die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler müssen mindestens zwei Sprachen sprechen, Dolmetsch- und Übersetzungstechniken anwenden können sowie sich der verantwortungsvollen Aufgabe bewusst sein. Dazu zählen unter anderem die Vertraulichkeit und Verlässlichkeit sowie verwaltungs- und sozialrechtliche Grundlagenkenntnisse.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die diesen Lehrgang an der Volkshochschule im Frühjahr 2017 erfolgreich abschließen, erhalten das Zertifikat „Sprachmittler/in (IHK)“ und können somit die erworbenen Kompetenzen nachweisen.
Der Lehrgang beginnt am 4. November 2016 mit 18 Teilnehmenden und dauert berufsbegleitend circa ein halbes Jahr. Die Kosten für die Teilnehmenden liegen – dank der Landesförderung – bei 200 Euro. Das IHK-Curriculum umfasst 180 Unterrichtsstunden und ist modulartig aufgebaut.