„Mit diesem neuen Landespreis möchte ich Menschen stärken, die sich für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzen. Den ersten Frauenpreis verleihe ich Dr. Lore Peschel-Gutzeit, die in ihrem Leben viele gläserne Decken durchbrochen und Schneisen für andere Frauen geschlagen hat“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Mit dem „Lex Peschel“ habe sie vor 51 Jahren eine schreiende Ungerechtigkeit beendet. Bis dahin mussten Beamtinnen und Richterinnen ihren Dienst und den Beamtenstatus aufgeben, wenn sie Mütter wurden. Teilzeit oder Beurlaubung waren von gesetzes wegen verboten. Später wurde Peschel-Gutzeit erste weibliche Vorsitzende am Hamburger Oberlandesgericht, eine der bundesweit ersten Justizministerinnen und die erste Frau, die im renommierten Staudinger kommentieren durfte. „Die Leidenschaft für mehr Gerechtigkeit treibt unsere Preisträgerin bis heute an. Sie ruht sich nicht auf dem Erreichten aus, sondern mahnt etwa heute die Teilzeitfalle an, die viele Frauen in die Altersarmut führt“, sagte die Ministerpräsidentin.
Die Auszeichnung ist nicht dotiert und mit einer Skulptur der rheinhessischen Künstlerin Jutta Lutz verbunden. „Die Skulptur drückt Haltung und Selbstbewusstsein aus und trifft damit das Bild einer starken Frau sehr genau“, erläuterte die Ministerpräsidentin. Bisher trage der Preis, der künftig jährlich im Umfeld des Internationalen Frauentages am 8. März verliehen werden soll, noch keinen Namen. „Rheinland-Pfalz war und ist ein Land der starken Frauen. Eine von ihnen möchten wir künftig dadurch ehren, dass der Frauenpreis nach ihr benannt wird. Ich freue mich über viele Vorschläge und verbinde damit die Hoffnung, dass wir das öffentliche Interesse an Frauenbiografien aus Rheinland-Pfalz stärken“, sagte die Ministerpräsidentin.
Der Frauenpreis wurde im Rahmen einer Feierstunde zu 100 Jahre Frauenwahlrecht verliehen, zu der sie gemeinsam mit Frauenministerin Anne Spiegel und in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung eingeladen hatte. Trotz formaler Gleichstellung seien Frauen in der Politik, im MINT-Bereich oder in DAX-Vorständen unterrepräsentiert, sie arbeiteten häufiger in Teilzeit und übernähmen einen Großteil der Sorgearbeit neben dem Beruf. „Der Fortschritt kommt nicht von allein. Deshalb ist Gleichstellung bei uns in Rheinland-Pfalz ein Querschnittsthema, das nicht nur nebenbei läuft, sondern an dem wir in allen Bereichen weiterarbeiten“, betonten Dreyer und Spiegel.
Frauenministerin Anne Spiegel wird als diesjährige Vorsitzende der Frauenministerinnen und -minister die Benachteiligungvon Frauen am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt stellen und auch das Thema sexuelle Belästigung thematisieren. „Ich möchte eine Debatte um Macht- und Strukturverhältnisse anstoßen. Unsere Gesellschaft wird sich nicht weiterentwickeln, wenn nicht beide Geschlechter gleichberechtigt an unserer Gesellschaft teilhaben können und die Spielregeln unserer Gesellschaft mitbestimmen“, erklärte Spiegel.