Nach Meinung der Jury spürt Felicia Zeller, die sich selbst einmal als „Sprechautorin“ bezeichnete, im redseligen Alltagsgeplapper die Wunden der Gegenwart auf. „Ihre Figuren knallen sich mit Vorliebe Halbsätze vor den Latz, als spiegelten sie die Alltagserfahrung der Fragmentierung, forciert durch die Kommunikationsmedien der Gleichzeitigkeit. Dabei stellt sie ihre Figuren nie bloß, sondern registriert zugewandt ihr fortwährendes Scheitern. Ihre Texte sind sprachschön und brutal, satirisch und schmerzlich fassen sie die Neurosen der Gegenwart in griffige Formeln“, so die Jury.
Der mit 5.000 Euro dotierte und mit der Uraufführung am Pfalztheater Kaiserslautern verbundene erste Stückepreis geht an Caren Jeß für ihr Stück „Der Popper“. Sie erzählt mit einer kräftigen theatralen Bildsprache die Geschichte eines erlebten und eines drohenden Absturzes. Ihre unterschiedlichen Figuren, angefangen bei der Erinnerung an die 1980er schwelgenden Popper über die philosophierende Fleischerin bis hin zu den jungen Leuten, die die Wohnung des Poppers übernehmen, sind klar charakterisiert. Sie berühren und zeichnen ein plastisches Bild unserer Zeit. „Der Popper“ wird in der Spielzeit 2020/21 am Pfalztheater Kaiserslautern uraufgeführt.
Der mit 3.000 Euro ausgestattete zweite Stückepreis, der auf Wunsch auch als dreimonatiges Aufenthaltsstipendium am Pfalztheater Kaiserslautern ausgegeben werden kann, wird an Leon Ospald für sein Stück „Guppysterben“ verliehen. Der Schauspieler und Dramatiker Leon Ospald stellt in seinem Theaterstück den bizarren Alltag einer Polizeistation ins Zentrum des Geschehens, geprägt von Kompetenzgerangel und organisierter Verantwortungslosigkeit, durchzogen von Ängsten und Selbstbehauptungsversuchen.
Der dritte Stückepreis von 2.000 Euro geht an Magdalena Schrefel. Ihr Stück „Ein Berg, viele“ kreist um das aktuelle Thema der Grenzziehung: Ein englischer Gelehrter erfindet bei Tee und Gebäck die afrikanischen Kong-Berge, um den eigentümlichen Verlauf des Flusses Niger zu erklären. Es geht um die europäische Arroganz, sich fremde Landschaften im Gelehrtenkämmerlein nach Gusto zurechtzuschneidern und das Imaginäre von Grenzen.
Der Jury gehören an: Urs Häberli (Vorsitzender), Esther Boldt, Meike Klingenberg, Prof. Dr. Franziska Schößler und Ulrich Khuon.