„Sein Wirken als Ministerpräsident und als klarer Modernisierer in gleich zwei Bundesländern, sein starkes Engagement für ein vereintes Deutschland, seine Leidenschaft für Bildung und Wissenschaft haben ihn zu einer der prägenden Persönlichkeiten der politischen Nachkriegsgeschichte Deutschlands gemacht“, so der Ministerpräsident weiter. Der Trauerstaatsakt fand zu Ehren des am 2. März 2025 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Ministerpräsidenten a. D. Dr. Bernhard Vogel im Festsaal der Staatskanzlei in Mainz statt. Unter den 150 geladenen Gästen waren auch seine rheinland-pfälzischen Amtsnachfolger Malu Dreyer, Kurt Beck und Rudolf Scharping. Aus Thüringen ehrten den Verstorbenen unter anderem auch seine Nachfolger Ministerpräsident Mario Voigt und Ministerpräsident a. D. Dieter Althaus.
Tiefe Verbindung zu Rheinland-Pfalz – Verdienste sind unvergessen
Ministerpräsident Alexander Schweitzer erinnerte an seine jüngste Begegnung mit Bernhard Vogel noch vor wenigen Wochen. Das intensive Gespräch mit ihm sei ihm in lebendiger Erinnerung. Vogels tiefe Verbindung zu Rheinland-Pfalz und der Staatskanzlei war dabei spürbar. Es sei der Wunsch des Verstorbenen gewesen, den Trauerstaatsakt in der Staatskanzlei durchzuführen.
„Bernhard Vogel schuf klug und strategisch Bleibendes, das bis heute Rheinland-Pfalz ausmacht. Vieles werden wir weiter in die Zukunft tragen“, so der Ministerpräsident. Er erinnerte an die Modernisierung des Bildungssystems und den Umbruch in der Medienlandschaft. Als erstes Bundesland habe Rheinland-Pfalz den Privaten Rundfunk zugelassen und sei damit zum Vorreiter bei den neuen Kommunikationstechniken geworden. Zum Bleibenden gehöre auch die Carl-Zuckmayer-Plakette für Verdienste um die deutsche Sprache, die Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz, die bis heute exzellenten musikalischen Nachwuchs mit Stipendien fördere, die beeindruckende Entwicklung des Bahnhofs Rolandseck genauso wie die der Museen in Trier und Speyer. Sie wären ohne Bernhard Vogels Verdienste nicht denkbar gewesen. „Unsere Graswurzelpartnerschaft mit Ruanda hat er 1982 ins Leben gerufen und damit die erste Partnerschaft eines deutschen Bundeslandes mit einem Land des Globalen Südens geschaffen“, sagte Ministerpräsident Alexander Schweitzer.
Zu seinem Einsatz gehöre auch sein Engagement für ein wiedervereinigtes Deutschland. Als unermüdlicher Brückenbauer zwischen Ost und West bleibe er in Erinnerung. „Diese Brücken begann er schon in seiner Zeit als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident zu bauen. Im Jahr des Mauerfalls wurde er Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und setzte sich von dort aus für die Wiedervereinigung ein. Als Thüringer Ministerpräsident war er ein hochgeschätzter Mittler zwischen Ost und West“, so der Ministerpräsident. Dass heute Amtsnachfolger, Freundinnen und Freunde und viele Wegbegleiterinnen und Wegbeleiter aus beiden Bundesländern hier seien, hätte Bernhard Vogel sehr gefreut.
Auch in seiner Wahlheimat Thüringen greifbare Spuren hinterlassen
„Mit Dr. Bernhard Vogel ist ein Urgestein der bundesdeutschen und in besonderem Maße der Thüringer Politik von uns gegangen. Er hat in vielen verschiedenen Funktionen die Geschicke der Bundesrepublik, seines Heimatlandes Rheinland-Pfalz und seiner Wahlheimat Thüringen geprägt. Bernhard Vogel war ein Jahrhundertpolitiker und wegweisend für Thüringen. Er war jemand, der mit einem freundlichen Lächeln, mit scharfem Verstand und unerschütterlicher Überzeugung führte. Sein Rat war nie laut, nie belehrend – aber immer klug. Ich durfte viele Gespräche mit ihm führen, über Politik, über Thüringen, über die Herausforderungen unserer Zeit. Bernhard Vogel hat für Thüringen Herausragendes geleistet. Sein Grundprinzip: Erst das Land, dann die Partei und dann die Person bleibt Richtschnur für kluges politisches Handeln in Thüringen. Sein Name wird für immer untrennbar mit dem Freistaat verbunden bleiben. Gleichzeitig hat sein Wirken viele konkret greifbare Spuren im Land hinterlassen: die Neugründung der Universität Erfurt, der Bau der ICE-Strecke München-Berlin über Erfurt, die Festlegung auf Erfurt als Sitz des Bundesarbeitsgerichtes, die erfolgreiche Bewerbung Weimars als Europäische Kulturhauptstadt 1999 oder die Ansiedlung des Kinderkanals von ARD und ZDF, um nur einige Beispiele zu nennen. Bernhard Vogel ist als wahrer Landesvater mit Herz und Verstand immer nahbar, authentisch und bescheiden geblieben. Sein besonnener Rat wird uns in Thüringen fehlen“, sagte der thüringische Ministerpräsident Mario Voigt beim Trauerstaatsakt in Mainz.
Für diesen Tag hatten Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Ministerpräsident Mario Voigt Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden in Rheinland-Pfalz und Thüringen angeordnet.