| Bundesverdienstkreuz am Bande

Gesellschaft braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat bei einer Feierstunde vier verdienten Persönlichkeiten aus Rheinland-Pfalz das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Ausgezeichnet wurden Edith Centner-Wommer aus Trier, Annemarie Hofer aus Auderath, Gertrud Hoffranzen aus Mehring und Theobald Schohl aus Landstuhl.
Das Bundesverdienstkreuz am Bande
Das Bundesverdienstkreuz am Bande
Theobald Schohl aus Landstuhl
Theobald Schohl aus Landstuhl
Gertrud Hoffranzen aus Mehring
Gertrud Hoffranzen aus Mehring
Annemarie Hofer aus Auderath
Annemarie Hofer aus Auderath
Edith Centner-Wommer aus Trier
Edith Centner-Wommer aus Trier

„Es ist mir eine besondere Ehre und eine große Freude, ihnen auch im Namen des Bundespräsidenten von Herzen für ihr großes, langjähriges Engagement zu danken. Sie halten die Gemeinschaft zusammen“, sagte die Ministerpräsidentin. Das Verdienstkreuz am Bande ist eines von acht Stufen des Bundesverdienstordens, der vom Bundespräsidenten für besondere Verdienste verliehen wird. Der Verdienstorden ist zugleich die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

„Leider erleben wir in den vergangenen Monaten verstärkt, dass demokratische Werte, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit in Frage gestellt werden. Wenn so manche unsere Demokratie angreifen, dann müssen wir uns dem entschieden entgegen stellen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Feierstunde. „Gerade jetzt brauchen wir noch mehr Demokratie und noch mehr Mut. Es braucht tatkräftige Bürger und Bürgerinnen, die ihre Stimme erheben und sagen: Wir lassen uns diese Werte nicht kaputt machen. Das sind Menschen, die, wie Sie, Verantwortung übernehmen. Verantwortung für mehr als nur sich selbst. Wir sind keine Gesellschaft der Einzelnen“, zeigte sich die Ministerpräsidentin überzeugt. Die heute Geehrten setzten sich ein für ihre Mitmenschen, die Natur, die Pflege von Brauchtum und Kultur, in der Politik und für mehr Gleichberechtigung, in der Kirche, der Entwicklungshilfe oder der Bildung.

„Rheinland-Pfalz ist Ehrenamtsland. Das erfüllt mich mit großem Stolz“, so die Ministerpräsidentin weiter. Es zeige, dass den Menschen in diesem Land wichtig sei, dass das Zusammenleben funktioniere. „Das Verdienstkreuz ist ein Zeichen des Dankes. Gerade in Rheinland-Pfalz pflegen wir eine fest verankerte Kultur der Anerkennung, denn das Engagement, das Bürgerinnen und Bürger wie die heute Ausgezeichneten zeigen, ist außergewöhnlich und muss honoriert werden“, so die Ministerpräsidentin.

Edith Centner-Wommer aus Trier wurde für ihre Verdienste in der Kommunalpolitik und im sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich ausgezeichnet. Sie stammt aus einer Försterfamilie, Naturschutz war ein wesentlicher Bestandteil ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Mit ihrem ökologischen Ansatz war sie ihrer Zeit weit voraus: Ihr sei es zu verdanken, dass der Trierer Wald als Naherholungsgebiet erhalten blieb und nun ein Musterbeispiel für nachhaltige Forstwirtschaft sei. 1979 kämpfte Edith Centner-Wommer in der Bürgerinitiative "Rettet den Weißhauswald“ beharrlich gegen den Plan, Wochenendhäuser im Stadtwald zu errichten. Seit ihrem Eintritt in die SPD im Jahr 1969 setzt sie sich leidenschaftlich und mit viel Durchsetzungsvermögen für die Belange von Benachteiligten ein. 1972 wurde sie in den Stadtvorstand der SPD gewählt, es folgte die Wahl zur Vorsitzenden des Ortsvereins, den sie 20 Jahre lang leitete. 1974 wurde Centner-Wommer erstmals in den Rat der Stadt Trier gewählt, wo sie ihren Stadtteil bis 1999 vertrat. Keinem Konflikt aus dem Weg gehend, benannte sie klare Ziele in der Kommunalpolitik und setzte sich Ende der 1970er Jahre für die Gründung von pro familia in Trier ein. Sie verteidigte den Gründungsprozess dieser Einrichtung sehr engagiert gegen die konservative Mehrheit im Rat. Neben der Kommunalpolitik war sie von 1994 bis 2002 auch ehrenamtliche Schöffin. Sie engagierte sich zudem für das Trierer Theater und war aktives Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. Seit 2014 engagiert sie sich zudem als stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbüros der Stadt Trier.

Annemarie Hofer aus Auderath studierte Medizin und war nach Abschluss des Studiums und der Promotion über 20 Jahre als Ärztin tätig, bevor sie 1995 nach Bolivien auswanderte. Dort begann sie, sich für mittellose Kranke und Häftlinge in der Region von Cochabamba zu engagieren, bevor sie 1999 gemeinsam mit ihrer Schwester den Verein „Cristo Vive“ gründete. Die Institution verfolgte zunächst das Ziel, die medizinische Versorgung benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Dazu wurden mehrere Gesundheitszentren gebaut, Krankenwagen angeschafft und kostenlose Sprechstunden abgehalten. Das Aufgabenfeld von „Cristo Vive“ und Annemarie Hofers Engagement weiteten sich auf die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus. Es wurden Wohnheime und Internate für Kinder und Jugendliche geschaffen, um deren schulische, soziale und psychologische Betreuung sicherzustellen. 150 Heranwachsenden aus den sozial schwächsten Schichten kann damit regelmäßig eine Schul- und Berufsausbildung geboten und damit eine berufliche Perspektive geschaffen werden. Die Finanzierung ihrer zahlreichen Projekte hat Annemarie Hofer teils aus eigenen Mitteln sichergestellt, aber auch unermüdlich Spenden gesammelt und Unterstützer gewonnen. Der Verein „Cristo Vivo“ hat sich zu einer äußerst angesehenen, etablierten und wichtigen Einrichtung für die Region entwickelt. Er umfasst inzwischen zwei Internate, ein Ausbildungszentrum, ein Jugendhaus und drei Kindergärten und beschäftigt hauptamtlich 75 Mitarbeiter sowie etwa 10 deutsche Freiwillige. Im September 2016 kehrte Hofer nach Deutschland zurück und hat sich in Auderath niedergelassen. Auch seitdem ist sie weiterhin als stellvertretende Vorsitzende des Vereins tätig.

Gertrud Hoffranzen aus Mehring hat sich Verdienste um Landwirtschaft und Weinbau sowie für Frauen im ländlichen Raum erworben. Nach einer Lehre im elterlichen Betrieb besuchte sie die Landes-Lehr- und Versuchsanstalt in Trier, an der sie eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin abschloss. 1974 legte sie die Meisterprüfung in der ländlichen Hauswirtschaft ab und begann sich berufsständisch zu engagieren. 1975 wurde sie Mitglied im Prüfungsausschuss „ländliche Hauswirtschaft“ und 1988 Beisitzerin im Landfrauenkreisverband Trier, wo sie seit 1992 Vorsitzende ist. Von 1992 bis 2015 gehörte sie dem Kreisvorstand des Bauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg an. Ebenfalls seit 1992 ist sie Mitglied im Vorstand des Landfrauenverbandes Rheinland-Nassau und hat dort das Amt der Vizepräsidentin inne. Auf Bundesebene war sie zudem in der Landwirtschaftskammer stellvertretendes Mitglied der Kammervollversammlung und mehrerer Ausschüsse und gehört zudem Ausschüssen des Deutschen Landfrauenverbandes an. Ein besonderes Anliegen ist ihr die soziale Absicherung der Frauen im ländlichen Raum. So gehört sie seit 2001 der Vertreterversammlung der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) an, war für zwei Amtsperioden Mitglied im Unfallverhütungsausschuss und ist seit 2008 Mitglied im Rentenausschuss der SVLFG. Seit 1992 ist sie außerdem Mitglied der Frauenkommission des Landkreises. Auch im kirchlichen Bereich hat sie sich durch die Unterstützung der Trierer „Heiligrockwallfahrten“ und die Organisation einer Sternwallwallfahrt engagiert. Ein großes kirchliches Hilfsprojekt in Indien wurde durch die Arbeit der Landfrauen unter Gertrud Hoffranzens Leitung unterstützt. So konnten dort Brunnen gebaut und Frauen in Hauswirtschaft und Landwirtschaft ausgebildet werden.

Theobald Schohl aus Landstuhl engagiert sich seit mehr als sechs Jahrzehnen auf vielfältige Weise im Bereich der Kultur. Fokus seiner Aktivitäten ist stets seine Heimatstadt Landstuhl, für die er sich seit Ende des Zweiten Weltkrieges sowohl beruflich als Angestellter der Stadt und später der Verbandsgemeinde Landstuhl als auch ehrenamtlich engagiert. Er war langjähriges Vorstandsmitglied bei den Heimatfreunden Landstuhl und unterstützte weitere Vereine, die ihre Arbeit dem Erhalt von Brauchtum und regionaler Kultur widmen. Seit über 50 Jahren engagiert er sich für das Landstuhler Freilichttheater. Einige der dort aufgeführten Stücke stammen sogar aus seiner Feder. Neben den Theaterstücken verfasste und inszenierte er Mundartprosa und rief einen Mundartpreis ins Leben, der jährlich an Personen vergeben wird, die sich um die regionale Mundart der Pfalz als Teil des kulturellen Erbes verdient gemacht haben. Viele Jahre organisierte er als Regisseur und Leiter die Burgspiele auf der Burg Nanstein. Er war auch Mitinitiator dafür, dass die Stadt Landstuhl den Zusatz „Sickingenstadt“ führen darf. Weiterhin unterstützte er die Restaurierung des Sickingendenkmals auf der Burg Nanstein. Zudem war Theobald Schohl Gründer und ehrenamtlicher Leiter des Sickingenmuseums in Landstuhl, dessen Ausstellungen von ihm konzipiert und zusammengetragen werden. Auch überregional ist er als Fachmann gefragt, etwa als Berater der großen Sickingenausstellung im Landesmuseum Mainz im Jahr 2015.

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