Wer im Frühjahr eine Kolonne aus stark behaarten Raupen auf einem Baum sieht, sollte lieber einen anderen Weg wählen. Denn es könnte sich um die giftigen Raupen des Eichenprozessionsspinners handeln. Ausgewachsen ist das ein harmloser und unauffälliger Falter. Vor der Verpuppung wehren sich die Tiere allerdings mit giftigen Brennhaaren gegen Fressfeinde. Das Gift kann bei Hautkontakt starke allergische Reaktionen beim Menschen auslösen.
Die Tiere müssten für eine allergische Reaktion nicht unbedingt angefasst werden, erklärte eine Sprecherin des Naturschutzbundes (NABU) Rheinland-Pfalz. Es reiche auch, unter einem Baum mit Raupen zu laufen. Gelöste Haare würden durch den Wind verbreitet und könnten Symptome von Rötungen der Haut und Augenreizungen über Schwindel und Fieber bis zum allergischen Schock auslösen. "Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich." Auch verlassene Nester seien eine Gefahr, weil die Haare über lange Zeit giftig blieben.
In einigen Städten von Rheinland-Pfalz werden deshalb die Raupen des Eichenprozessionsspinners abgesaugt, zum Beispiel in Kaiserslautern. Die Stadt will auf Grünflächen in diesem Monat die Raupennester von den Bäumen entfernen. In Bad Kreuznach ist das teils schon geschehen. Die restlichen Gespinste sollen in den nächsten Tagen folgen, erklärte der Bad Kreuznacher Baumkontrolleur Sebastian Huck. Im Anschluss sollen Mitte Mai «die Bäume prophylaktisch gespritzt» werden.
In Mainz kommt der Eichenprozessionsspinner einem Sprecher zufolge nur selten vor, in diesem Jahr wurde noch kein Fund gemeldet. In anderen Jahren seien die Tiere und Nester immer abgesaugt und anschließend verbrannt worden. Das werde voraussichtlich auch künftig so sein. In Pirmasens ist der Eichenprozessionsspinner laut Stadtverwaltung nur sehr vereinzelt anzutreffen. Dort werde bei Bedarf zum Sauger gegriffen. Die Methode habe sich bereits bewährt.
Der NABU Rheinland-Pfalz warnt vor der chemischen Bekämpfung. "Jedes Biozid ist ein Eingriff in den Naturhaushalt", sagte eine NABU-Sprecherin. Generell sei es ratsam, im Wald die Tiere nicht zu bekämpfen, damit die Natur ohne Eingriff ins Gleichgewicht kommen könne. Natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners seien Fledermäuse und einige Vogelarten. Wenn die giftigen Raupen aber auf öffentlichen Flächen vorkommen, muss laut NABU aktiv eingegriffen werden. (dpa)