Eine ursprünglich vom Bund beauftragte und nun von Rheinland-Pfalz veröffentlichte Studie belege dies. "Wir müssen den Lärm in absehbarer Zeit mindern", forderte Lewentz. Langfristig komme man jedoch nicht umhin, das Tal durch eine Ausweichstrecke zu entlasten.
Studienautor Gottfried Ilgmann sagte: "Die noch weitverbreiteten Gusseisen-Bremsen stammen aus dem Postkutschen-Zeitalter." Diese deformierten die Wagenräder derart, dass diese anschließend beim Überfahren der Gleise konstant einen höheren Lärm erzeugten. Als Alternative schlage er sogenannte K-Sohlen-Bremsen mit Scheiben aus Metallfasern und Kautschuk vor. Bei neuen Güterwagen seien diese "Flüsterbremsen" längst europaweit vorgeschrieben. Die Umbaukosten lägen bei etwa 6.000 Euro pro Wagen.
Ilgmann sagte, der Lärm könne nur spürbar verringert werden, wenn die gesamte Güterwagen-Flotte mit neuen Bremssystemen ausgestattet werde. Eine Absage erteilte er den günstigeren LL-Bremsen, wie sie die Bundesregierung favorisiere. "Die gibt es nur in den Köpfen von Politikern, nicht aber von Experten", erklärte er. Eine Zulassung bis 2013 sei "schlicht illusorisch". Im Übrigen seien diese Bremsen zu gefährlich, denn auch deren Belag schädige die Räder. "Damit ausgerüstete Züge haben eine höhere Gefahr zu entgleisen", sagte der Experte.
Zum Vorschlag einer lärmabhängigen Trassengebühr rechnete Ilgmann vor, dass diese von derzeit 2,50 auf 3,10 Euro pro Wagen und Kilometer angehoben werden müsste. Nur dann entstehe ein finanzieller Anreiz zur Umrüstung auf "Flüsterbremsen".
Minister Lewentz sieht durch die Studie die von Rheinland-Pfalz per Bundesratsinitiative geforderte Nachrüstungspflicht mit K-Bremsen untermauert. Zu den noch nicht zugelassenen LL-Sohlen, die der Bund vorschreiben möchte, sagte er: "Die Rheintal-Bewohner können nicht mit Verweis auf ein unbestimmtes Ereignis vertröstet werden."
Unabhängig davon bekräftigte der Minister die Notwendigkeit einer Alternativstrecke. "Das Nadelöhr Mittelrheintal muss entlastet werden", sagte er. Auf alle Fälle müsse die Ausweichroute noch 2015 in den neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Ansonsten rücke deren Realisierung, die mindestens 25 Jahre benötige, weitere 15 Jahre in die Ferne.
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Mittelrheintal
Höhere Gebühr für laute Züge
Innenministers Roger Lewentz möchte Bahnunternehmen für laute Güterzüge im Mittelrheintal stärker zur Kasse bitten. Eine höhere Trassengebühr könnte einen Anreiz schaffen, damit Bahnunternehmen ihre alten Güterwagen mit lärmmindernden Bremssohlen umrüsteten, sagte er in Mainz.
