IKER, eine Stabsstelle beim Landesuntersuchungsamt, bündelt die Kenntnisse aus den Bereichen Lebensmittelkontrolle, Lebensmitteluntersuchung und Lebensmitteltechnologie. „Die IKER-Mitarbeiter tragen dazu bei, die Lebensmittelsicherheit im Land noch weiter zu erhöhen“, sagte Prof. Dr. Robbers.
IKER soll in lebensmittelbedingten Krisensituationen die Aufgaben einer landesweiten „Task Force“ wahrnehmen und zur schnellen Untersuchung und Rückverfolgung verdächtiger Waren beitragen. Außerhalb von Krisenzeiten trägt die Kontrolleinheit dazu bei, dass es gar nicht erst zu Krisen kommt. Dazu konzentriert sich IKER gemeinsam mit den Kommunen auf Betriebskontrollen mit ausgewählten Schwerpunkten. „IKER soll die Betriebskontrollen der Kommunen mit Fachwissen ergänzen und vertiefen, nicht die kommunalen Kontrollen ersetzen“, betonte der Minister.
Im Fokus stehen Betriebe mit besonders risikobehafteten Produkten und Herstellungsverfahren (z. B. Betriebe, in denen leicht verderbliche oder roh verzehrte Lebensmittel hergestellt werden) oder Betriebe, deren Überwachung Spezialwissen erfordert (z. B. im Bereich Kosmetik). „Die Produktionsprozesse in der Lebensmittelwirtschaft werden immer komplexer und die Rechtsvorschriften immer umfangreicher“, so LUA-Präsident Dr. Stefan Bent. Weil ein einzelner Fachmann alle Prozesse und Rechtnormen kaum noch im Detail überblicken könne, seien in der IKER Sachverständige aus unterschiedlichen Disziplinen verbunden.
Die IKER-Kontrollen stellen auch ein überregionales Gegengewicht zur Konzentration in der Lebensmittelwirtschaft dar. Dort gibt es immer weniger kleine handwerklich arbeitende Betriebe, dafür einige wenige große Betriebe. Während Lebensmittelunternehmen über Kreis- und Landesgrenzen hinaus agieren, ist die Lebensmittelüberwachung vor Ort Aufgabe der Kreise und kreisfreien Städte. „IKER kann mit ihren landesweiten Einsätzen dazu beitragen, dass an vergleichbare Betriebe die gleichen Anforderungen gestellt werden. Zudem kann IKER mit ähnlichen Einheiten anderer Bundesländer zusammenarbeiten, um über die Landesgrenzen hinaus beispielsweise komplexe Handelswege und Warenströme zu analysieren“, so Prof. Dr. Robbers.
Aktuelles Projekt: Großbäckereien
IKER-Mitarbeiter waren 2015 bereits einige Male im Einsatz. Bei der Kontrolle rheinland-pfälzischer Großbäckereien achteten sie mit ihren Kollegen aus den Kommunen verstärkt auf die Eigenkontrollsysteme der Unternehmen. So können mit den Verantwortlichen Fragen zur Rückverfolgbarkeit der produzierten Lebensmittel im Detail erörtert werden, z. B. ob ein Betrieb im Fall einer Krise in der Lage ist, schnell und systematisch nachzuvollziehen, wohin er seine Waren geliefert hat und welche Produktionschargen von einem Problem betroffen sein können.
Ebenfalls im Fokus der Kontrollen stehen die genauen Abläufe und Informati-onsflüsse innerhalb des Betriebs sowie die möglichen Gefahren und kritischen Kontrollpunkten innerhalb der Lebensmittelproduktion. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen insbesondere mittelgroßen, oftmals aus ursprünglich handwerklichen Betrieben entstandenen Lebensmittelbetrieben, das Bewusstsein für kritische Produktionsprozesse zu schärfen, ihr Eigenkontrollsystem zu verbessern und die Lebensmittelsicherheit insgesamt zu erhöhen.
Hintergrund
Die „Interdisziplinäre Kontrolleinheit Rheinland-Pfalz“ (IKER) ist eine Konsequenz aus Krisen wie Dioxin-Skandal und EHEC-Krise. Die Verbraucherschutzministerkonferenz (VSMK) hat sich für die Einrichtung von interdisziplinären, spezialisierten und überregional tätigen Kontrolleinheiten innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen ausgesprochen. Rheinland-Pfalz hat diese VSMK-Empfehlung seit 2014 umgesetzt und das IKER-Team ins Leben gerufen.