„Dieter Kühn ist einer der gescheitesten und stilistisch beeindruckendsten Romanciers, Biografen und Essayisten deutscher Sprache. Er spielt in der Liga von Grass, Lenz und Walser“, begründete Ministerpräsidentin Dreyer ihre Entscheidung, die sie auf der Grundlage von Empfehlungen einer unabhängigen Fachjury getroffen hat.
Dieter Kühn wurde im Februar 1935 in Köln geboren. Er ist promovierter Germanist. Seit 1965 bestreitet er seine berufliche Existenz als freier Schriftsteller. Als Prosaautor debütierte er 1970 mit einer Erzählung über alternative Lebensläufe Napoleons. Mit diesem Werk weckte er auf Anhieb das Interesse der Fachwelt und des Publikums. Überhaupt stehen bedeutende historische Persönlichkeiten im Zentrum von Kühns Schaffen. Er hat Biografien vorgelegt, die zu Referenzwerken wurden, etwa über Clara Schumann. Nicht minder begeistert aufgenommen wurden seine Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen in eine zeitgemäße Sprache. Dazu zählen insbesondere die Biografie über Oswald von Wolkenstein (Ich, Wolkenstein, 1977), die Neuübersetzung des „Parzival“ (Der Parzival des Wolfram von Eschenbach, 1986) und seine Fassung der Geschichte von „Tristan und Isolde“ (Tristan und Isolde des Gottfried von Straßburg, 1991).
„Dieter Kühn ist ein literarischer Grenzgänger, der in vielen Genres zuhause ist und sie allesamt gleichermaßen gekonnt beherrscht“, bilanzierte die Ministerpräsidentin. Und noch etwas beeindruckt sie: „Neben seiner schriftstellerischen Klasse gefällt mir an Dieter Kühn, dass er kein Literat im Elfenbeinturm ist, sondern einer, der sich in unsere Gesellschaft einmischt. Da sehe ich auch Parallelen zum Namensgeber dieser Auszeichnung.“ Dreyer verwies darauf, dass Kühn sich eine Zeitlang unter anderem aktiv an Wahlkämpfen beteiligt, einen deutsch-türkischen Verein gegründet, einen Strafgefangenen betreut und in der Drogenhilfe mitgearbeitet habe.
Sie freue sich, dass Kühns vor wenigen Wochen erschienene Autobiografie Das magische Auge – Mein Lebensbuch so viel Anklang finde. So habe der Deutschlandfunk beispielsweise die genaue Menschen- und Milieubeobachtung und die „Hellsichtigkeit eines politisch wachen Zeitgenossen“ in diesem fast 1.300 Seiten umfassenden Buch hervorgehoben. „Politische Hellsichtigkeit, genaue Menschen- und Milieubeobachtung, dies lässt sich gewiss auch über Carl-Zuckmayer sagen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Zur Ehrung gehört die von Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein.