| Landesgartenschau

Kurz vor der Eröffnung

Wer einen Überblick haben will, der muss sich anstrengen - auch auf der Landesgartenschau. Über Treppen geht es auf einen 25 Meter hohen Turm. Oben angekommen, reicht der Blick über das Gelände im Süden Landaus, hinweg über Gärten aller Art, sorgsam angelegte Schaugräber, Sportplätze, alte Kasernenanlagen und neue Wohnhäuser.
Gärtnerin bei der Arbeit auf dem Gelände der Landesgartenschau; Bild: dpa
Gärtnerin bei der Arbeit auf dem Gelände der Landesgartenschau; Bild: dpa

All das gehört in gewisser Weise zur Landesgartenschau, die am 17. April ihre Pforten öffnet.

Auch wenn manches noch unfertig wirkt, viele Blumen sich noch nicht zeigen und mancher Weg noch angelegt werden muss - der Landauer Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer gerät angesichts des Geschafften ins Schwärmen. "Wer die trostlose Situation 2008 kannte, der weiß, was ich meine, wenn ich sage: Visionen werden wahr", freut er sich bei der Vorstellung des Projekts.

Die vierte rheinland-pfälzische Landesgartenschau entsteht auf einem alten Kasernenareal, das die Franzosen 1999 räumten und die Stadt erst 2008 kaufen konnte. Dass es hier nicht immer nur schön war, zeigt der Blick über den Zaun: Dort stehen noch alte Militärgebäude mit eingeworfenen Scheiben. Und dass die Vergangenheit noch gegenwärtig ist, bekamen auch die Gartenschau-Macher zu spüren.

Die Schau hätte eigentlich schon vor einem Jahr beginnen sollen, aber Blindgängerfunde erzwangen eine weitere Suche und eine Verzögerung. Inzwischen wird nur noch gegraben, um Blumenzwiebeln oder Pflanzenwurzeln zu versenken.

Die Schau ist aber auch ein Städtebauprojekt, denn auf dem Gelände entsteht ein neues Wohnquartier: an die 900 Wohnungen in schmucken Flachdachhäusern sind vorgesehen, einige stehen schon und bilden einen Kontrast zu den alten Kasernengebäuden in hellem Backstein, die das Gelände flankieren. "Die ganze Stadt bekommt ein neues Gesicht - und die Region viele Möglichkeiten", schwärmt Umweltministerin Ulrike Höfken. Ihren Angaben zufolge hat das Projekt schon jetzt Investitionen von 200 Millionen Euro angestoßen.

Zwischen alten und neuen Gebäuden erstrecken sich die Gartenflächen. Einen großen Teil nehmen die sogenannten Gartenkabinette ein, große Beete, die mit Wänden aus hellem Gaze-Stoff verkleidet sind - um sie kenntlich zu machen. Sie sind bestimmten Themen gewidmet. Die Landfrauen haben hier ein Flower-Power-Beet angelegt. Gartenschau-Geschäftsführer Matthias Schmauder weiß, dass die Pflanzen im Prinzip seine wichtigsten Mitarbeiter sind. Sie müssen durchhalten bis zur Eröffnung - oder rechtzeitig ihre Pracht entfalten. "Die werden auch entsprechend gehegt und gepflegt", sagt er. Im Schnitt schauen acht Gärtner nach den Pflanzen, von den Mitarbeitern der Fremdfirmen auf dem Gelände ganz abgesehen.

Kräftig gewerkelt wird stellenweise noch in den "Gärten der Pfalz", die einen Querschnitt der Landschaft von den Pfälzer Bergen bis zum Rhein spiegeln sollen. Da gibt es zum Beispiel den Ölgarten - eine mit Bitumen verkleidete Fläche, die daran erinnern soll, dass in der Pfalz auch Öl gefördert wird. Oder den Weingarten, in dem einige große Rebanlagen stehen. Schräg gegenüber liegt das Gelände der beiden großen christlichen Kirchen, die mit einer aus Holzstäben bestehenden Kapelle mit ovalem Grundriss und Altar vertreten sind.

Auch ein "interkultureller Garten" und eine Kleingartenanlage wurden eigens für die Gartenschau angelegt. In einer "Kreativ-Werkstatt" unter freiem Himmel, direkt in der Nähe der Kinder- und Jugendfarm, haben Mitarbeiter der Universität Landau bei pädagogischen Projekten Tipis aus Weidenruten gebaut.

Für die Jugend sind auch weitläufige Skateranlagen gedacht, ebenso viele Klettergelegenheiten und Sportplätze aller Art. Die Anlagen, denen mancher Jugendliche trotz Zauns schon heute nicht widerstehen kann, werden über die 185-tägige Ausstellungsdauer hinaus bleiben. "Da würden sich viele Städte die Finger lecken nach solchen Angeboten", sagt Höfken. "Und ich denke, das ist auch ein wichtiger sozialer Aspekt."

Einen sozialen Aspekt hat auch das 33 Meter hohe Riesenrad, das noch auf dem Gelände aufgebaut werden soll. Es soll Menschen im Rollstuhl einen Blick auf die Landesgartenschau aus luftiger Höhe ermöglichen.
(dpa)

 

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