Innenminister Roger Lewentz hofft auf ein Nachtflugverbot. Erste Messergebnisse aus Mainz-Weisenau zeigen nach Ansicht von Umweltministerin Ulrike Höfken, dass der Fluglärm über Mainz und Rheinhessen schon jetzt sehr belastend ist.
In lauten Nächten überschreite der Lärm teilweise 18 Mal den Maximalpegel von 68 Dezibel. Zum Vergleich: Staubsauger haben etwa 70 Dezibel. "Die Fluglärmbelastungen sind insbesondere bei Ostbetrieb des Flughafens schon heute besorgniserregend", sagte Höfken in Mainz. Der Lärmschutz müsse vor wirtschaftliche Interessen gehen.
Die neue Nordwestlandebahn des Frankfurter Flughafens soll im Herbst in Betrieb gehen. Sie erhöht die Kapazität des Airports von 82 Starts und Landungen pro Stunde auf 120. Flugzeuge auf dem Weg nach Norden und Westen sollen künftig nach dem Start eine weite Südkurve fliegen und Abstand zu Rüsselsheim, Mainz und Wiesbaden halten. Bisher stehen die neuen Flugrouten nicht offiziell fest. Das Bundesjustizministerium hatte sich weitere Bedenkzeit erbeten. Täglich fliegen bis zu 600 Flugzeuge über Rheinhessen.
"Wir behalten uns die Möglichkeit einer Klage vor", sagte Lewentz. Möglich sei auch, dass die Landesregierung die Klage einer Kommune oder einer privaten Institution unterstütze. Er nannte den Flughafen London-Heathrow als gutes Beispiel. Dort werde die Belastung mit einem steilen Sinkflug per Leitstrahl minimiert. Lewentz hofft, dass sich das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im laufenden Verfahren für ein Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen aussprechen wird. Über den Bundesrat will das Land für besseren Lärmschutz sorgen.
Lewentz geht davon aus, dass die Lärmbelastung auch künftig nicht abnimmt. "Politisch haben wir kein Signal, dass es Verbesserungen geben wird." Er warnte vor sinkenden Immobilienpreisen und negativen Auswirkungen auf den Tourismus in Mainz und Rheinhessen.
Bei einem Schlichtungsverfahren im Jahr 2000 waren Lärmempfehlungen vereinbart worden, unter anderem ein Nachtflugverbot.