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Landesregierung im Dialog mit den Handwerkskammern

Die Deckung des Fachkräftebedarfs im Handwerk, der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte und die Auswirkung der Kürzung der Fördermittel für die energetische Gebäudesanierung auf das Handwerk waren drei der Themen, über die sich der Ministerrat und die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern heute im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung ausgetauscht haben.
Kabinett; Bild: Sämmer
Gemeinsame Kabinettssitzung mit den Handwerkskammern.

"Wir haben unter dem Motto 'Gute Leute – gute Aussichten’ einen unserer Handlungsschwerpunkte auf die Fachkräftesicherung gelegt“, sagte Ministerpräsident Beck im Anschluss an die Sitzung, "und die Kammern sind hierbei gute Partner.“ Er verwies auf die Vereinbarung "Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung 2010-2013“, die auch die Handwerkskammern unterzeichnet haben. Darin werden die laufenden Aktionen und Programme des Landes und der Wirtschaft für drei Jahre festgeschrieben. Das Land setzt sich beispielsweise das Ziel, die Quote der Jugendlichen, die ohne den Abschluss der Berufsreife die Schule verlassen, von derzeit knapp sieben auf fünf Prozent zu senken. Die Unternehmen im Land haben sich verpflichtet, die Zahl der Ausbildungsbetriebe und der Ausbildungsplätze weiter zu steigern.

Dass sie dieser Verpflichtung nachkommen, belegten die jährlichen Ergebnisse des Ausbildungspaktes, betonte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz, Karl Josef Wirges. Verdeutlicht werde dies auch in diesem Jahr wieder durch die positive Entwicklung am handwerklichen Ausbildungsmarkt mit einem landesweiten Plus von 4,5 Prozent an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen Ende Oktober.

Die Fachkräftesicherung sei der "Lebensnerv des Handwerks". "Gut ausgebildete und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Kapital unserer Handwerksbetriebe“, sagte Wirges. Nicht vernachlässigt werden dürfe dabei auch die Integration älterer Arbeitnehmer. Wirges verwies auf die erfolgreiche Arbeit des "Kompetenzzentrums für zukunftsfähige Arbeit“, das als Einrichtung des Landes, bei der Handwerkskammer Rheinhessen angesiedelt, hervorragende Arbeit leiste, um die Unternehmen für die Herausforderungen der demografischen Entwicklung fit zu machen.

Der Ministerpräsident betonte, dass zukunftsfähige Unternehmen auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen seien: "Dass wir in Rheinland-Pfalz den Hochschulzugang für Menschen mit beruflicher Qualifikation erleichtert haben, ist ein wichtiger Baustein in unserem Zukunftskonzept.“ Seit dem 1. September diesen Jahres erhalten Meister sowie Inhaber vergleichbarerer Fortbildungsabschlüsse in Rheinland-Pfalz einen fachlich unbeschränkten Zugang zu allen Hochschulen. Wer seine Berufsausbildung mindestens mit der Note 2,5 abgeschlossen hat, kann nach zwei Jahren im Beruf jedes Studium an einer Fachhochschule aufnehmen. "Vor dem Hintergrund des lebenslangen Lernens haben wir ganz neue Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen“, so der Ministerpräsident.

Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der vier rheinland-pfälzischen Handwerkskammern begrüßten grundsätzlich die Novelle des Hochschulgesetzes als weiteren Mosaikstein zur Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung. Grundsätzlich unterstreiche der direkte Hochschulzugang, dass die Duale Ausbildung keine Einbahnstraße sei. Sie ermögliche vielmehr einen hochwertigen Berufsabschluss, günstige Beschäftigungsperspektiven, Karrierechancen über Meisterprüfung und Selbstständigkeit und nun auch den unmittelbaren Hochschulgang. Sie sei also eine echte Alternative zu rein schulischen Vollzeitangeboten der Sekundarstufe II.

Erneut regten die Kammerrepräsentanten an, die zweijährige Wartezeit für Gesellinnen und Gesellen wegfallen zu lassen, da diese durch ihren sehr guten bis guten Abschluss ihre Qualifikation bereits unter Beweis gestellt hätten. Als Schritt in die richtige Richtung werteten sie daher den entsprechenden Modellversuch von Landesregierung und Kammern auf Basis der "Experimentierklausel“ im Hochschulgesetz.

Übereinstimmend kritisierten der Ministerrat und die Handwerkskammern die Kürzung der Fördermittel für die energetische Gebäudesanierung durch die Bundesregierung. "Wirtschafts-, beschäftigungs- und umweltpolitisch ist es ein falsches Signal, dieses sinnvolle und extrem wirksame Programm zusammenzustreichen", so Beck.

Wirges ergänzte, dass von dieser Förderung entscheidende Impulse für das Bau- und Ausbauhandwerk ausgegangen seien, durch die auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen worden seien. Jeder hier investierte Euro habe ein Vielfaches an Investitionen nach sich gezogen. Die Kürzung der Finanzmittel sei deshalb alles andere als "intelligentes Sparen“.

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