| 90. Geburtstag von Dr. Heinz Kahn

Lebensweg ist geprägt durch Bekenntnis zur Menschlichkeit

Anlässlich des Empfangs zum 90. Geburtstag von Dr. Heinz Kahn hat Ministerpräsident Kurt Beck den langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz als eine beeindruckende Persönlichkeit gewürdigt. Dr. Kahns Lebensweg sei durch sein bedingungsloses Bekenntnis zur Menschlichkeit geprägt, so Beck.
Dr. Heinz Kahn; Bild: Internetseite Mahnmal Trier
Dr. Heinz Kahn; Bild: Internet - Mahnmal Trier


„Während des Holocausts mussten Sie großes Leid erfahren, haben sich aber nach dieser schrecklichen Zeit nicht von Deutschland abgewendet. Mit Beharrlichkeit und großem Engagement haben Sie erinnert, vor Menschenverachtung gewarnt und sich dafür eingesetzt, dass Deutschland wieder eine Heimat für Menschen jüdischen Glaubens geworden ist“, sagte der Ministerpräsident in seiner Rede.

Auch mit 90 Jahren engagiere sich Dr. Kahn ausdauernd für die Weiterentwicklung jüdischen Lebens, die auch durch die neuen Synagogen in Mainz und Speyer sichtbar werde. Rheinland-Pfalz sei ein weltoffenes Land, in dem extremistisches Gedankengut keinen Platz habe, denn respektvolles Zusammenleben über religiöse, nationale und ethnische Grenzen hinweg bereichere unsere Gesellschaft, so Beck weiter.

Für die Jüdische Kultusgemeinde Koblenz stellt das Anwachsen der Zahl der Mitglieder auf inzwischen ca. 900 Personen eine Herausforderung dar. Über Jahre hinweg sah Dr. Heinz Kahn eine seiner Hauptaufgaben in der Integration der Neumitglieder durch jüdischen Religionsunterricht und Sprachkurse. Zudem unterstütze er persönlich die Sanierungsbestrebungen der ehemaligen Synagoge in Polch und der Aufbau einer Synagoge in Münstermaifeld. Überdies kümmert er sich um die Pflege der mehr als 100 jüdischen Friedhöfe, die die Kultusgemeinde Koblenz betreut.


Lebenslauf von Dr. Heinz Kahn:

Dr. Heinz Kahn wurde 1922 in Hermeskeil geboren und erlebte im Alter von 12 Jahren zum ersten Mal die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich. Seinem Vater, einem Tierarzt, wurde nach den Nürnberger Rassengesetzen Ende 1935 die Befugnis zur Ausübung seiner amtlichen Tätigkeiten entzogen. Ein Jahr später musste Dr. Heinz Kahn wegen seiner jüdischen Abstammung die Schule verlassen. Während der Novemberpogrome 1938 konnte er gerade noch der Verhaftung entgehen.

Im Februar 1943 wurde Dr. Heinz Kahn mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er als Pfleger, Häftlingsschreiber und Lagerläufer arbeiten musste. Dadurch hatte er gewisse „Privilegien“ und konnte anderen Häftlingen helfen, vielen das Leben retten. Kurz vor Kriegsende wurde Dr. Heinz Kahn in das KZ Buchenwald verlegt, wo er am 11. April 1945 von den amerikanischen Truppen befreit wurde. Er blieb aber zunächst im Lager, beerdigte die Toten und pflegte die Zurückgebliebenen. Seine Eltern und seine Schwester sah Dr. Heinz Kahn nie wieder.

Mit 23 Jahren kehrte Dr. Kahn nach Trier zurück und initiierte noch im Jahr 1945 die Wieder-Gründung der Jüdischen Kultusgemeinde Trier, deren 1. Vorsitzender er wurde. Dr. Kahn machte sein Abitur nach, studierte Veterinärmedizin und promovierte. 1954 zog Dr. Heinz Kahn mit seiner Ehefrau Inge nach Polch, wo er zeitweise heute noch in seiner Tierarztpraxis arbeitet.

Dr. Heinz Kahn ist seit 1987 Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz. In dieser Funktion ist er Mitglied der LIGA der Stadt Koblenz und gehört dem Runden Tisch des Koblenzer Stadtteils Goldgrube an. Darüber hinaus engagieren sich Dr. Heinz Kahn und seine Ehefrau Inge im Rat der Überlebenden des Fritz-Bauer-Instituts und im Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust.

Im Jahr 2005 wurde Dr. Heinz Kahn mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, das ihm Ministerpräsident Kurt Beck in der Staatskanzlei überreichte.

Teilen

Zurück