„Wir versprechen uns dadurch eine Erhöhung des Anteils von Mädchen in den Physik-Leistungskursen der gymnasialen Oberstufe und zusätzlich eine breitere Orientierung bei der Studien- und Berufswahl unserer Abiturientinnen“, erklärte Schulleiter Werner Schuff die Intention seiner Schule.
Motiviert wurde das Gymnasium zu diesem Schritt durch Forschungsergebnisse, wonach sich Mädchen weniger für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik interessieren. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet von der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern.
Prof. Dr. Mandy Rohs, Junior-Professorin für Pädagogik mit Schwerpunkt Schulentwicklung an der TU Kaiserslautern, die gemeinsam mit einer Kollegin und einem Kollegen der Physik-Didaktik diese Begleitung verantwortet, hält fest: „Seit Jahren ist bekannt, dass sich Mädchen ab der 7. Klasse verstärkt vom Fach Physik abwenden. Wir wollen untersuchen, inwieweit ein geschlechtergetrennter Physik-Unterricht ohne den geschlechtertypischen Wettbewerb dies ändern kann.“
Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann begrüßt die Initiative des Zweibrücker Gymnasiums bei den Bemühungen, die Attraktivität der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) für Schülerinnen zu steigern: „Es ist erklärtes Ziel der Landesregierung, Schülerinnen und Schüler verstärkt bei der Berufs- und Studienorientierung zu unterstützen. Dazu gehört eindeutig auch, sie auf Berufsfelder aufmerksam zu machen, die sie für sich vielleicht zunächst nicht in Betracht gezogen hätten. Wir wollen das Interesse von Schülerinnen an diesen Fächern wecken und sie ermutigen, eine Spezialisierung – zunächst in der Schule, aber auch danach bei der Entscheidung über Ausbildungsweg oder Studiengang – für sich in Erwägung zu ziehen und sich zuzutrauen. Dafür muss man manchmal auch unkonventionelle Wege einschlagen. Ich begrüße die Zweibrücker Initiative und bin gespannt auf die wissenschaftlichen Ergebnisse.“
Zum Schuljahr 2015/2016 werden in der Jahrgangsstufe 7 des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums zwei Klassen mit einem vergleichbaren Anteil an Jungen und Mädchen so gekoppelt, dass diese im Physikunterricht in eine reine Mädchen- und eine reine Jungengruppe geteilt werden. Die übrigen siebten Klassen bleiben davon unberührt und bilden die Kontrollgruppe. Das Projekt wird auf Beschluss der Gesamtkonferenz sowie im Einvernehmen mit dem Schulelternbeirat und dem Schulausschuss durchgeführt. Laut Oberstudiendirektor Werner Schuff ist geplant, das Projekt von der 7. bis zur einschließlich 10. Klasse fortzusetzen.
Das Projekt ergänzt die bereits existierenden Angebote der MINT-Fächer allgemein und der Förderung von Mädchen im MINT-Bereich im Land. Beispielhaft nannte Bildungsstaatssekretär Beckmann das rheinland-pfälzische Mentoring-Netzwerk des Ada-Lovelace-Projekts, junge, bereits berufstägige Naturwissenschaftlerinnen und Studentinnen aus höheren Semestern Mädchen und junge Frauen bereits seit 1997 mit einer Vielzahl von Aktivitäten ermutigen, Studiengänge und Berufsausbildungen im MINT-Bereich zu ergreifen.
Er erinnerte auch daran, dass die Landesregierung in den vergangenen Jahren bereits viel getan habe, um Schülerinnen und Schüler allgemein stärker an MINT-Fächer heranzuführen, ihre Kompetenzen auf diesem Feld zu stärken und Talente zu fördern. So werden die Schulen im Land gezielt dabei unterstützt, naturwissenschaftlich-technische Schwerpunkte zu setzen. Mittlerweile haben landesweit 110 Gymnasien und Integrierte Gesamtschulen in ihrem Schulprofil einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt gesetzt. Mehr als 60 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen sind ausgewiesene „MINT-freundliche Schulen“ und 14 Gymnasien im Land sind sogar zertifizierte MINT-Excellence Center.