| Carl-Zuckmayer-Medaille

Malu Dreyer würdigt literarisches Gesamtwerk von Robert Menasse mit Zuckmayer-Preis

Für seine Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. Bei der Feierstunde im Mainzer Staatstheater würdigte ihn die Ministerpräsidentin „als großen Erzähler der Gegenwart“, der seit mehr als drei Jahrzehnten nicht aus der deutschsprachigen Literatur wegzudenken sei.

„Robert Menasse hat sich große Verdienste um die deutsche Sprache erworben, er hat in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes literarisches Gesamtwerk geschaffen, für das ich ihm heute auf Vorschlag der Kommission die Carl-Zuckmayer-Medaille verleihe“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Rund 750 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur sowie 150 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur diesjährigen Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Unter ihnen konnte die Ministerpräsidentin auch die früheren Preisträger Dr. Yoko Tawada und Hans-Werner Kilz begrüßen. Sie dankte dem Schriftsteller, Essayisten und Kritiker Karl-Markus Gauß für seine Laudatio auf den Preisträger. „Er ist Experte der österreichischen Literaturszene und kennt sich besten mit dem Schaffen von Robert Menasse aus. Wir freuen uns auf seine kenntnisreiche Rede“, so die Ministerpräsidentin. „Auch der diesjährige Preisträger ist ein Meister der Sprache. Robert Menasse ist einer, der mit einem ganz eigenen Ton die Gegenwart erzählt und reflektiert. Er schaut genau hin, benennt und spitzt zu, pointiert und provoziert. An Hegel, Marx, Lukácz und Adorno dialektisch geschult, durchleuchtet er in seinen rund dreißig Büchern mit Scharfsinn und Witz die Zustände und Abgründe menschlicher Verhältnisse und Seelen. Menasses Sprache ist poetisch verknappt, lakonisch, manchmal beißend ironisch – aber ohne dabei die Grenze zum Zynismus zu überschreiten. Denn Robert Menasse ist einer, dem die Welt nicht gleichgültig ist, der sich nicht verächtlich abwendet“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Rede. „Die Hauptstadt“ sei eine Liebeserklärung an Europa: ein elegant geschriebener, zum Teil scharf satirischer und pointiert reflektierender Roman. 

Zum Zitatstreit um Menasse sagte sie: „Für das Gelingen einer demokratischen Debatte ist es unerlässlich, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen. Der heutige Preisträger hat unmissverständlich erklärt, dass es ein Fehler war, in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten einer historischen Person Zitate zuzuschreiben, die diese wörtlich so nicht gesagt hat. Robert Menasse hat eingeräumt, nicht zwischen der künstlerischen Freiheit im Roman und den Spielregeln des politischen Diskurses unterschieden zu haben. Das haben Historiker und Journalisten zu Recht kritisiert. Und dafür hat er sich entschuldigt. 

Wenn jemand bereit ist, einen Fehler einzusehen und diesen auch einzugestehen, so bin ich bereit, das anzuerkennen. In Zeiten der Verunsicherung ist der sensible Umgang mit Sprache besonders wichtig. Denn sonst verlieren beide Seiten, die literarische Freiheit ebenso wie die politische Debatte. Argumente, um die in der öffentlichen Arena gerungen wird, müssen selbstverständlich dem Anspruch von Überprüfbarkeit und Wahrhaftigkeit standhalten. Aber auch umgekehrt gilt: Wer einen Roman über die Gegenwart als ein politisches Enthüllungsbuch liest, schlägt die Einladung der Literatur aus, sich auf ein „So könnte es sein“ oder „So könnte es gewesen sein“ einzulassen. Und natürlich ist jedem Versuch zu widersprechen, der darauf zielt, die künstlerische Freiheit einzuschränken, weil die Romanwelt der eigenen Position entgegensteht. Ich würde mir wünschen, dass wir nach dem heutigen Abend wieder den Blick frei bekommen dafür, dass Robert Menasse uns wachrütteln will, in den gegenwärtigen Entwicklungen kein unabänderliches Schicksal zu sehen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Für den Preisträger bzw. die Preisträgerin gibt es traditionell eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung findet jährlich am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.

 

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Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Dr. Yoko Tawada (2018)

Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:

Dr. Yoko Tawada (Preisträgerin 2018), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Reinhard Dietzen ( Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).

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