„Emotionen gehören zum Leben dazu, sie sind bereichernd und inspirierend. Emotionen können dann gefährlich für unsere Demokratie sein, wenn sie instrumentalisiert werden, um Ängste zu schüren und gesellschaftliche Spaltung zu erreichen. Dann ist es wichtig, diesen Tendenzen mit sachlichen Informationen entgegenzutreten und Aufklärung zu betreiben“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die mit Anna Schneider, Chefreporterin der Welt/Welt am Sonntag, und Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen, debattierte. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von dem Publizisten, Rechtsanwalt und Philosophen Michel Friedman.
„Eine menschliche und empathische Politik macht es natürlich notwendig, sich auch mit Emotionen auseinanderzusetzen. Dabei bedarf es aber immer einer sorgfältigen Prüfung von Argumenten und Fakten. Kern jeder Demokratie ist die inhaltliche Auseinandersetzung. Debatten müssen auf der Grundlage von Fakten geführt werden“, so die Ministerpräsidentin, die weiter unterstrich: „Wir dürfen das Feld nicht den Populisten überlassen, die das Spiel mit den Emotionen, insbesondere mit Angst, Hass und Unsicherheiten, sehr geschickt einsetzen und zur gesellschaftlichen Spaltung nutzen.“
Auch Journalisten und Journalistinnen seien in einer besonderen Verantwortung, betonte die Ministerpräsidentin. Denn gerade in der aktuellen Medienwelt stießen emotionale Inhalte auf eine sehr große Resonanz. Dazu hätten auch die Sozialen Medien beigetragen, deren Algorithmen emotional und ideologisch aufgeladene Inhalte begünstigen. „Die Aufgabe der Qualitätsmedien ist es, sich auch vor diesem Hintergrund auf journalistische Sorgfalt zu besinnen, nämlich abzubilden, was ist, Sachverhalte in Zusammenhänge einzuordnen und Orientierung zu bieten. Guter Journalismus braucht dabei auch menschliche Empathie und steht für demokratische Werte“, sagte die Ministerpräsidentin. Emotionen in der Berichterstattung seien ein zweischneidiges Schwert. Sie könnten helfen, wichtige Themen ins Bewusstsein zu rücken und Engagement zu fördern, aber sie könnten auch zu Verzerrungen und Manipulationen führen, wenn sie nicht verantwortungsvoll eingesetzt würden.
Dabei spiele auch die Stärkung der Informations- und Medienkompetenz eine wesentliche Rolle, um die Bürger und Bürgerinnen zu befähigen, mit emotionalisierten Debatten umzugehen und diese einzuordnen, so die Ministerpräsidentin weiter. Aber auch die Sozialen Medien stünden in der Verantwortung, einen sachlichen und produktiven Austausch in Kommentarbereichen zu fördern, zum Beispiel durch klare Teilnahmeregeln und hohe Transparenz bei Diskussionsbeiträgen.