Dazu startet das Familienministerium gemeinsam mit dem Landkreis Germersheim unter Leitung des Jugendamtes das zweijährige Modellprojekt „Netzwerk sozialraumorientierte Familienbildung“, das Familienbildung auch in solchen Regionen stärken will, die über keine Familienbildungsstätte verfügen. Die Auftaktveranstaltung des Modellprojekts findet am 2. November 2010 in Germersheim statt.
Landrat Fritz Brechtel betonte die Bedeutung des Modellprojektes für die aktive Förderung der kommunalen Familienpolitik im Landkreis. „Mit dem Modellprojekt sollen lebensweltnahe Familienbildungsangebote in unseren Gemeinden mit freien Trägern und Initiativen entwickelt und umgesetzt werden. Das kann zum Beispiel ein Elterncafé in der KITA sein, wo Eltern an einem vertrauten Ort über Erziehungsfragen sprechen können. Durch die Angebote vor Ort können Eltern erreicht werden, die weite Wege in Beratungsstellen nicht auf sich nehmen würden. Familien werden so frühzeitig bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe der Kindererziehung unterstützt“, sagte Brechtel.
In dem Modellprojekt sollen freie und öffentliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe in einem Netzwerk zusammengeführt werden, um gemeinsam frühzeitige und niedrigschwellige Familienbildungsangebote für Familien mit kleinen Kindern bis zum sechsten Lebensjahr zu entwickeln. Dabei sollen besonders Familien in schwierigen Lebenslagen in den Blick genommen werden. Familienministerin Malu Dreyer erläuterte: „Die Familienbildungsangebote durch erfahrene Träger und Leistungsanbieter aus den Bereichen Ambulante Hilfen zur Erziehung, Beratung, Integrationsarbeit oder Haus der Familie sollen an den Orten angeboten werden, die Familien in ihrem Alltag aufsuchen, wie Kitas, Schulen, Familienzentren, Häuser der Familien oder Praxen. Eine Netzwerkkraft, angedockt im Jugendamt, koordiniert die gemeinsamen Angebote, die von der Einzelberatung bis zum Eltern-Kind-Treff reichen können.“
Die Ministerin erklärte weiter, das Projekt ziele auf die Stärkung von Familienkompetenz ab. Familien sollten bei der Bewältigung von alltäglichen Problemen, beispielsweise bei der Erziehung oder Ernährung der Kinder, bei den Haushaltsfinanzen oder dem Umgang mit Medien, unterstützt werden. Ihr sei es wichtig, dass die Angebote Familien frühzeitig erreichen und präventiv wirken könnten, bevor sich Problemlagen gebildet oder gar verfestigt hätten, sagte Malu Dreyer. Zentrales Anliegen sei es deshalb, vor allem junge Familien im Vorfeld der Hilfen für Erziehung vor Ort zu erreichen. „Diese präventive Zielsetzung entspricht auch meiner familienpolitischen Initiative VIVA FAMILIA und dem Landesgesetz zum Schutz von Kindeswohl und Kindergesundheit“, so Dreyer.
Das Projekt wird wegen seiner Vorbildfunktion für andere rheinland-pfälzische Kommunen wissenschaftlich durch das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz begleitet und Ende 2012 ausgewertet. Ein Handlungsleitfaden soll die Erfahrungen des Modellprojektes im Landkreis Germersheim auch für andere Kommunen nutzbar machen und zur Gründung weiterer regionaler Netzwerke für Familienbildung beitragen. Das Land fördert das Familienprojekt und die wissenschaftliche Begleitung mit insgesamt 60.000 Euro.