"Muezzin der Phantasie" im Arp-Museum

BAP-Sänger Wolfgang Niedecken hat seinen schillernden Künstler-Freund Michael Buthe (1944-1994) nach dessen frühem Tod als "Muezzin der Phantasie" besungen. Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck widmet dem vierfachen documenta-Teilnehmer nun eine große Werkschau, die zuvor bereits im Ernst-Barlach-Haus in Hamburg zu sehen war.
"Der Engel und sein Schatten", Michael Buthe

60 Zeichnungen, Collagen und Objekte sind von diesem Freitag bis zum 29. November ausgestellt. Buthe gehörte zu den prägenden deutschen Künstlern der 70er Jahre und setzte wie Joseph Beuys dem westlichen Rationalismus ein neues mythisches Denken entgegen.

Der gebürtige Allgäuer lebte die Hälfte des Jahres in Köln, die andere Hälfte in Marrakesch in Marokko. Die Vielfalt der Farben und die Mythen des Orients faszinierten ihn. Er entdeckte aber auch manche Gemeinsamkeit: "Die ganzen jecken Typen da unten. Genau wie die Kölner auch. Leicht daneben. Marrakesch, das Köln der Nordafrikaner." Buthe verwob Farben, Sternchen, Pailletten, Federn und andere organische Materialien, seine Werke zeugen von großer Experimentierfreude. "Jedes Bild von ihm ist ein Stück seiner Seele", sagt BAP-Sänger Niedecken über ihn.

"Die Unbekümmertheit, mit der Buthes Kunst Abend- und Morgenländisches, islamische Mystik und rheinischen Katholizismus, Sinnlichkeit und Kalkül verschränkt, hat nichts von ihrer Faszination verloren", meint das Museum. Im Gegenteil, gerade vor dem Hintergrund des heute ausgerufenen "Kampfes der Kulturen" erscheine Buthes lustvolle Grenzüberschreitung besonders aktuell und subversiv.

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