Rund 850 Gäste nahmen an der 35. Verleihung im Mainzer Staatstheater teil. Neben Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur konnte die Ministerpräsidentin auch viele Schülerinnen und Schüler aus Mainzer, Niersteiner und Nackenheimer Schulen sowie Leiterinnen und Leiter öffentlicher Bibliotheken aus ganz Rheinland-Pfalz begrüßen.
Malu Dreyer würdigte den diesjährigen Preisträger als herausragenden Schriftsteller von großer erzählerischer Kraft und mit unbändiger Lust an der Sprache. „Dieter Kühn gelingt es wie nur wenigen, aus der Komplexität des Lebens großartige Literatur zu machen“, sagte die Ministerpräsidentin. Seit genau 50 Jahren sei Dieter Kühn freischaffender Schriftsteller und habe zahlreiche Kinder- und Jugendbücher verfasst; er sei Sachbuchautor, Produzent von Hörbüchern und habe zahlreiche fiktive Romane geschrieben. „Sein Schwerpunkt liegt aber zweifellos auf den biografischen Romanen. Was Dieter Kühn mit Understatement ‚recherchierte Texte‘ nennt, ist die meisterhafte Verknüpfung der Erzählkunst des großen Literaten mit der Akribie des forschenden Schriftstellers“, so die Ministerpräsidentin.
Sie blickte auf Kühns Erstling über Napoleon oder auf sein Meisterwerk über den mittelalterlichen Sänger, Komponisten und Abenteurer Oswald von Wolkenstein. Malu Dreyer: „Dieter Kühn lässt die historischen Quellen geradezu sprudeln, weil er selbst Hand anlegt. Seine Übertragungen mittelalterlicher Texte in eine zeitgemäße Sprache setzen Standards.“ Neben seinen mittelalterlichen Biografien gehörten zu seinem Werk aber auch die vielbeachteten Lebensgeschichten der Naturkundlerin und Malerin Sibylla Merian, der in Auschwitz ermordeten Lyrikerin Gertrud Kolmar oder der Pianistin und Komponistin Clara Schumann. Dabei erzähle er nicht nur die imaginären Szenen virtuos, sondern er mache sich selbst zum Gegenstand der Erzählung, wenn er berichtet, wie er an seine Materialien und Quellen kommt.
„Seit 1979 verleiht das Land Rheinland-Pfalz diese Auszeichnung am Todestag Carl Zuckmayers. Damit verbunden ist immer auch der Blick auf die Höhen und Tiefen der Geschichte“, betonte Dreyer. In diesem Jahr richte sich die Aufmerksamkeit auf einen der großen historischen Wendepunkte, den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Zuckmayers Mittel gegen die geistige Abstumpfung als Soldat im Kriegsalltag sei die Literatur gewesen, er habe sie geradezu verschlungen, später sei sie sein Metier geworden. „Dem Krieg zuwider ist es das Leben, das in allen Facetten in ihm und in seinen Stücken pulsiert. Von den Nationalsozialisten vertrieben behielt der Weltbürger immer seine mainzerisch-rheinhessische Seele“, sagte die Ministerpräsidentin.
Sie erinnerte an die besondere Beziehung von Carl Zuckmayer zum rheinhessischen Wein. Deshalb sei es gute Tradition, dass die Verleihung mit einem Fass Wein verbunden sei. Zu der Auszeichnung gehöre auch eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Malu Dreyer dankte dem Journalisten Tilmann Spreckelsen, der die Laudatio auf Dieter Kühn hielt. Er sei ein „unverwüstlicher Leser“, Herausgeber einer Jugendbuchreihe und zahlreicher Anthologien. „Er schreibt über Literatur, Filme, Musik und vieles mehr. Tilmann Spreckelsen kennt alle Zimmer im großen Haus der Kultur“, so die Ministerpräsidentin.
Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013).
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