Firmeninhaber Roman Arnold verkaufte 1996 das erste Canyon-Fahrrad - inzwischen zählt die Marke bei Sporträdern im deutschsprachigen Raum zu den meistgekauften.
Bevor der Blick auf die edlen Rennräder und Mountain-Bikes frei wird, muss der Besucher seinen Weg zwischen deckenhohen, schwarzen «Monolithen» suchen. Die futuristische Verkaufshalle des Koblenzer Radherstellers Canyon ist einer pompösen Felsformation mit schmalem Durchgang nachempfunden. Hinter den schrägen Stellwänden werden dann die rollenden Sportgeräte präsentiert - die teuersten Modelle kosten so viel wie ein gebrauchter Kleinwagen.
An die Anfänge von «Radsport Arnold» erinnert ein blauer, mit Aufklebern übersäter Autoanhänger, der am Eingang der Halle ausgestellt ist. «Damit sind Roman Arnold und sein Vater Anfang der 1980er Jahre nach Italien gefahren, um Fahrradteile und Kleidung einzukaufen», erzählt Unternehmens-Sprecher Andreas Michels. Verkauft wurde dann am Rande von Rennen in Deutschland, bei denen der Firmengründer selbst mitfuhr. Seine Erfahrungen im Radsport brachten Arnold auch auf den Namen «Canyon» - denn er wusste, dass vor allem Fahrten in den Bergen einen unheimlichen Reiz auf Radfahrer ausüben.
Nachdem in den ersten Jahren lediglich die Montage und der Vertrieb von Rädern im Vordergrund stand, entwickelt Canyon seit 2001 seine Rahmen selber. Vor fünf Jahren konstruierte das Unternehmen zusammen mit Forschern des Institutes für Verbundwerkstoffe Kaiserslautern beispielsweise das leichteste fahrbare Rennrad der Welt. Der Carbonrahmen kommt zusammen mit der Gabel auf ein Gewicht von nur 1,26 Kilogramm, insgesamt wiegt das Rad 3,45 Kilo. Seine Alltagstauglichkeit hat es nach Angaben der Wissenschaftler auf mehreren tausend Testkilometern bewiesen. Normale Räder in dieser Klasse wiegen zwischen sechs und acht Kilogramm.
In den Folgejahren entstanden weitere innovative Prototypen, etwa ein besonders aerodynamisches Zeitfahrrad mit Spezialrahmen und abgeflachten Speichen. Um etwa den Luftwiderstand des Trinkflaschen- Halters zu sparen, kann bei dieser Rennmaschine das Getränk in den hohlen Lenker gefüllt und aus einem Strohhalm gesaugt werden. Diese Konstruktion ist jedoch bislang nicht in die Serienproduktion eingeflossen. Andere Einfälle der Tüftler haben es dagegen auch in die Verkaufskataloge geschafft - etwa Schaltzüge, die im Hohlraum des Rahmens verlaufen. Insgesamt geht es auf den Prüfständen der Fahrradentwickler jedoch vor allem um die Stabilität und das Fahrverhalten der Rahmen.
Dabei legen die Koblenzer besonderen Wert auf das Design. «Schlicht und edel» laute die Grunddevise, sagt Michels. Für Räder mit dem markanten, schräg gestellten Schriftzug als auch für die Unternehmenspräsentation heimste Canyon schon namhafte Auszeichnungen ein, unter anderem den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Silber und den «reddot design award».
Verkauft werden die Räder ausschließlich im Direktvertrieb. «Daher sparen wir die Marge für den Zwischenhändler und können günstiger als Mitbewerber anbieten», sagt Michels. Das Einstiegsmodell bei den Mountain-Bikes kostet 499 Euro, bei den Rennrädern 849 Euro, für die Top-Räder werden bis zu 5999 Euro fällig. Canyon erwirtschaftete 2008 einen Jahresumsatz von 31,5 Millionen Euro. Trotz eines schwierigen ersten Halbjahres erwartet Firmenchef Arnold für 2009 ein zweistelliges Umsatzplus.
Die meisten Bestellungen gehen via Internet oder telefonisch ein. Wer sein Rad unbedingt vor dem Kauf probefahren will, muss ans Koblenzer Moselufer in die 2008 neu gebaute Firmenzentrale kommen. Hier arbeiten auch die rund 170 Beschäftigten, europaweit gibt es neun Vertriebspartner.