In dem Gremium sind neben der Landesregierung die Wirtschaftsverbände und -kammern, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, die Gewerkschaften und die Landtagsfraktionen vertreten. Unter der Leitung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer beraten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßig über die Situation auf dem Ausbildungsmarkt und die Sicherung des Fachkräftebedarfs.
Im letzten Vermittlungsjahr wurden in Rheinland-Pfalz 27.102 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, das sind 4,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Von den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen waren 1.248 überwiegend öffentlich finanziert, auch hier ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 9,6 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig ist die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber in Rheinland-Pfalz von 298 in 2012 auf 461 in 2013 gestiegen.
„Der Ausbildungsmarkt bietet mit derzeit 1.285 nicht besetzten Ausbildungsplätzen heute bessere Chancen als je zuvor“, erklärte LVU-Präsident Dr. Gerhard F. Braun. „Allerdings kommen Angebot und Nachfrage nicht immer zur Deckung. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben: eine eingeschränkte regionale Mobilität der Suchenden, die Konzentration auf wenige ´Modeberufe´, aber auch, dass manche Jugendliche nicht ausbildungsfähig oder -willig sind. In diesen Fällen müssen wir fördern und fordern. Insbesondere sollten wir unsere Anstrengungen darauf richten, dass junge Menschen in der Schule gut auf das spätere Leben vorbereitet werden. So helfen wir den Jugendlichen, aber auch den Unternehmen im Land, die ihren Fachkräftebedarf decken müssen.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel wies in diesem Zusammenhang auch auf den anhaltenden Akademisierungstrend im Land hin: „Im vergangenen Jahr haben 35.241 Personen ihr erstes Fachsemester an rheinland-pfälzischen Hochschulen begonnen. Das sind sieben Prozent oder 2.326 Personen mehr als noch 2011. Bei weitgehend konstanten Abbrecherquoten steigt damit auch die Zahl derjenigen, für die sich das Studium als falsche Wahl erwiesen hat – und die den dual ausbildenden Unternehmen als potentieller Fachkräftenachwuchs fehlen.“ Vor diesem Hintergrund müsse Eltern und Schülern noch stärker aufgezeigt werden, welche attraktiven Karrierewege auch durch den dualen Bildungsweg eröffnet werden.
„Die Situation am Ausbildungsmarkt ist alles andere als zufriedenstellend“, warnte Dietmar Muscheid, Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland. „12.000 Jugendliche sind im Vorjahr nicht in einer Ausbildung gelandet, sondern in einem Übergang. Die meisten davon hätten gerne eine Ausbildung gestartet, nur ein Teil davon wollte in ein Freiwilliges Soziales Jahr oder andere Projekte.“ Es gäbe zwar neue Ausbildungsplätze. Zieht man aber die Plätze ab, die wegfallen, seien unterm Strich zwischen 5 und 9 Prozent weniger Plätze von Betrieben der verschiedenen Kammern vergeben worden. „Die offenen Plätze dagegen zu rechnen, ist zu einfach“, sagte Muscheid. „Dass zu den offenen Stellen keine Bewerberinnen und Bewerber kommen, hängt oft auch damit zusammen, dass diese Stellen zu unattraktiv sind und zu wenige Perspektiven bieten. Um die hohe Zahl an Jugendlichen abzubauen, die nicht in einer Ausbildung landen, brauchen wir Jugendberufsagenturen, die gezielt auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt sind. Das wird allerdings Geld kosten. Nur mit einer angemessenen finanziellen Ausstattung – auch der Berufsbildendenden Schulen – ist der Kampf für bessere Ausbildung und gegen den Fachkräftemangel glaubwürdig.“
Das Konzept der Jugendberufsagenturen ist für die Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, Heidrun Schulz, ein wichtiger Baustein, um die Jugendlichen noch intensiver zu betreuen: „Wir waren 2008 in Mainz bundesweit Vorreiter, als wir eine Jugendberufsagentur eingerichtet haben. Dort gibt es nur noch eine Anlaufstelle der Stadt, des Jobcenters und der Agentur für Arbeit für alle Fragen der Jugendlichen, die auf ihrem Weg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt besondere Unterstützung brauchen. Den jungen Leuten wird hier ganzheitlich geholfen und wir können durch unbürokratische Abstimmungsprozesse wesentlich schneller agieren als das bei getrennten Dienststellen der Fall ist. In diesen sechs Jahren konnten wir umfangreiche Erfahrungen sammeln, wie dieses Zusammenspiel gestaltet werden kann. Dieser Erfahrungsschatz hilft uns, das Angebot weiter in der Fläche auszubauen.“
Ministerpräsidentin Dreyer betonte die große Bedeutung einer von allen Partnern getragenen Vereinbarung. „Der derzeitige Stand der Erarbeitung stimmt zuversichtlich, dass der Ovale Tisch mit seiner Fachkräftestrategie den vielfältigen Herausforderungen gerecht werden wird. Dies ist auch unverzichtbar, damit die rheinland-pfälzischen Unternehmen im Wettbewerb bestehen können. Für die Menschen im Land ist es wichtig, um sich erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können“, sagte die Ministerpräsidentin. Die neue Vereinbarung des Ovalen Tischs soll am 16. Juli 2014 unterzeichnet werden.
Präsident Karl Josef Wirges konnte als Vertreter der Arbeitsgemeinschaften der rheinland-pfälzischen HWKs und IHKs belegen, dass die rheinland-pfälzischen IHKs und HWKs auch im vergangen Jahr ihre Initiativen fortgesetzt haben mit dem Ergebnis, dass landesweit 3.426 (Soll 2.400) neue Ausbildungsplätze eingeworben und 1.643 (Soll 1.200) neue Ausbildungsbetriebe gewonnen werden konnten. „Damit wurden die Vereinbarungen aus dem Ausbildungspakt übertroffen. Die Berufsorientierung muss ausgeweitet werden, um junge Menschen bestmöglich auf die Ausbildung vorzubereiten. Weiterhin soll die Optimierung der Durchlässigkeit zwischen den Bildungssystemen im Fokus stehen. Berufliche Karriere und ein erfülltes Berufsleben sind nicht nur allein durch ein Studium möglich“, so Wirges.