In STRASSBURG findet der erste Trauerakt der Europäischen Union für einen großen Politiker aus ihren Reihen statt. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sind gekommen, um Helmut Kohl die letzte Ehre zu erweisen. Darunter sind viele Wegbegleiter aus seiner langen politischen Karriere.
Am Stadtrand von LUDWIGSHAFEN landet um kurz nach 14.00 Uhr der erste Hubschrauber auf dem Gelände der Autobahnpolizei Ruchheim. Als Kohl Kanzler war, landete dort auch immer sein Hubschrauber auf dem Heimweg in den nahen Stadtteil Oggersheim. Nun startet von diesem Platz ein Konvoi aus mehreren Fahrzeugen, darunter der Leichenwagen mit dem Sarg, in Richtung Innenstadt. Dort stehen die Menschen stellenweise in mehreren Reihen am Straßenrand, um Abschied von „ihrem“ Altkanzler zu nehmen, der Zeit seines Lebens in der zweitgrößten rheinland-pfälzischen Stadt mit ihren heute rund 165 000 Einwohnern wohnte. Menschen aller Altersklassen sind gekommen.
Am Flussufer hebt ein achtköpfiges Ehrenbataillon der Bundeswehr den Sarg aus dem schwarzen Auto und trägt ihn über eine eigens installierte Behelfsbrücke auf das Schiff «Mainz». Mit dem Boot, das viele Jahre als eine Art Ausflugsschiff für hochrangige Staatsgäste der Bundesregierung diente, war Kohl als Kanzler selbst schon unterwegs gewesen.
Am Zielort SPEYER warten schon mehrere Hundert Bürger. Um 18 Uhr beginnt im mächtigen romanischen Kirchenschiff des Doms das feierliche Requiem unter Leitung des Speyerer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann, die Sitzplätze sind für 1500 geladene Gäste reserviert - darunter viele der nationalen und internationalen Spitzenpolitiker, die schon am Trauerakt in Straßburg teilgenommen haben. Draußen im Domgarten ist eine Leinwand für die Liveübertragung aufgebaut.
Das Requiem bringt Politiker und Geistliche zusammen. Staat und Kirche seien auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Auch der Staat habe seine Werte, sagt dazu Malu Dreyer vor dem Dom in Speyer. „Aber Kirche kann die Menschen anders erreichen, diese spirituelle Dimension von Werten kann nur Kirche vermitteln.“
Fast zwei Stunden nach Beginn des Requiems findet auf dem Platz vor dem Dom ein Ehrenzeremoniell der Bundeswehr statt, die Nationalhymne erklingt. Anschließend fährt die Kolonne mit dem Leichenwagen zur Beisetzung im engsten Familienkreis auf dem nahegelegen Friedhof des Domkapitels, wo sich das Grab Helmut Kohls befindet.
<link https: www.rlp.de de aktuelles einzelansicht news detail helmut-kohl-war-ein-leidenschaftlicher-europaeer external-link-new-window>Malu Dreyer: Helmut Kohl war ein leidenschaftlicher Europäer.
dpa