„Unternehmen, die sich in wachsenden Märkten behaupten wollen, müssen zwangsläufig ebenfalls wachsen. Die Frage ist, wie Nachhaltigkeitskonzepte einmal zu diesem Wachstum beitragen und wie andererseits Wachstumsgewinne in nachhaltige Investitionen und Geschäftsmodelle eingebracht werden können“, sagte der Ministerpräsident. Margret Suckale, Vorsitzende der ZIRP und Vorstandsmitglied der BASF SE, sagte in ihrer Begrüßung: „Nachhaltige Entwicklung bedeutet für uns, langfristig angelegten wirtschaftlichen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt und gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden.“
Die ZIRP hatte unter dem Titel „Wachstum und Nachhaltigkeit – ökologische Verantwortung als Wirtschaftsfaktor“ zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in die Staatskanzlei eingeladen. Im Mittelpunkt stand das Referat von Frau Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, zum Thema „Die wirtschaftlichen Chancen einer klugen Energiewende“. Ihr Resümee: „Die Energiewende ist machbar, die Ziele, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2020 auf 35 Prozent zu steigern, problemlos erreichbar.“ Die eigentliche Energiewende beginne danach, ihre erfolgreiche Umsetzung hänge entscheidend von heutigen Weichenstellungen ab, so die Wissenschaftlerin.
Eine wichtige Rolle spiele dabei der Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette in allen Bereichen der Volkswirtschaft. „In der Chemiebranche entwickelt man bereits heute nachhaltige Produkte, und auch die Autohersteller setzen zunehmend auf alternative Antriebstechniken. Vor allem die Bauwirtschaft wird auf neue energieeffiziente und klimafreundliche Konzepte umsatteln. Schon heute ist Deutschland als ‚Land der Ideen’ Technologieführer, warum nicht auch im Bereich ‚grüner Technologien’?“, so die Umweltökonomin. Kapitalgeber hätten besonders nach den negativen Erfahrungen an den Finanzmärkten ein noch höheres Interesse daran, Unternehmen nach ihrer sozialen Verantwortung und ethischen Unternehmensführung zu bewerten. „Dazu zählt auch die Frage, wie ein Unternehmen es mit dem Klimaschutz und dem Ressourcenverbrauch hält“, so Prof. Claudia Kemfert.
Übereinstimmend stellten der Ministerpräsident und die Wissenschaftlerin die Bedeutung der Kommunen zur Erreichung der energiepolitischen Vorhaben heraus: Mit Energieeinsparungen, der Förderung von Pilotprojekten zum Ausbau erneuerbarer Energien und von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie der Förderung des ÖPNV seien die Kommunen nahe bei den Verbrauchern. Ministerpräsident Beck betonte den notwendigen Ausbau der Expertise, um vor Ort die Anforderungen von Energiewende und Klimaschutz umzusetzen. Rheinland-Pfalz werde die Kommunen dabei unterstützen.
„Statt in Klima-Depressionen zu verfallen, können wir ganz optimistisch in die Zukunft schauen, wenn wir entschlossen zur Tat schreiten. Klimaschutz ist keine Last, sondern der Wirtschaftsmotor der Zukunft“, so Prof. Claudia Kemfert. In die anschließende Diskussion schalteten sich auch die Vertreter der Wirtschaft ein. Erste Stellungnahmen kamen dabei von Jochen Magerfleisch, Vorstand juwi Holding AG, Worrstadt, und Dr. Daniel Henzgen, Leiter Key-Account & Nachhaltigkeit der Entega Geschäftskunden GmbH.