Festspiel-Intendant Dieter Wedel hatte aus Textpassagen von berühmten Dichtern wie Lessing, Shakespeare oder Schiller eine Collage geformt, die das Leben des Staufers von seiner Kindheit im arabischen Sizilien bis zu seinem Tod skizzierte. Wedel hatte das Stück im Vorfeld als eine Art "Notoperation" bezeichnet: nach einem Beschluss des Wormser Stadtrats hatten die Festspiele eigentlich in diesem Jahr ganz ausfallen sollen.
Stattdessen fand die Aufführung nun unter extrem verkleinerten Bedingungen statt: Die Bühne stellte der Platz der Freundschaft neben dem Dom dar, die Zuschauertribünen wurden auf 560 Plätze mehr als halbiert. Das Budget war von 4,2 Millionen Euro auf 1,15 Millionen Euro zusammengestrichen worden, die Proben dauerten ganze vierzehn Tage. Wedel hatte deshalb immer wieder ausdrücklich vom dem "Improvisationscharakter" der diesjährigen Produktion gesprochen.
Am Freitagabend ging das Stück bei der Premiere reibungslos über die Bühne. Die Schauspieler, darunter Größen wie Heinz Hoenig, Meret Becker, Anouschka Renzi, Alexandra Kamp und Dirk Bach präsentierten ihre Texte mit viel Spielfreude und wurden dafür mit minutenlangem Beifall belohnt. Für besondere Ovationen sorgten Roland Renner und Peter Striebeck, die sich als Friedrich II. und Papst Gregor IX. ein intensives Spielduell lieferten und den Kern des Stückes zweieinhalb Stunden lang trugen. Trotz Sparzwangs wurde im Park des Wormser Heylshof noch lange nach der Premiere munter gefeiert.
Besucher feiern Nibelungenfestspiele mit stehenden Ovationen
Rund 650 Zuschauer haben die Premiere der Wormser Nibelungenfestspiele 2010 mit stehenden Ovationen gefeiert. Nach gut zweieinhalb Stunden war die Uraufführung des aus Textkollagen bestehenden Stückes "Teufel, Gott und Kaiser" erstmals erfolgreich absolviert worden. Im Gegensatz zu den vorhergegangenen Jahren drehten sich die Nibelungenfestspiele in ihrem neunten Jahr erstmals nicht um den Sagenstoff der Nibelungen, sondern stellten der Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250) in den Mittelpunkt des Stückes.
