Handelsbeziehungen unter Druck
Die USA sind für Rheinland-Pfalz der zweitwichtigste Handelspartner. Zu den hohen Zöllen und der daraus resultierenden Verunsicherung auch bei deutschen Unternehmen sagte Susi Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland und Delegationsmitglied: „Die Politik der USA betrifft auch uns in Rheinland-Pfalz unmittelbar –siehe Zölle. Es ist gut, dass die Gewerkschaften Teil der Delegationsreise waren. Tarifgebundene Arbeitsplätze sind in Gefahr. Sicherheit auch in Zeiten der Umbrüche, das ist wichtig in den USA wie in Rheinland-Pfalz. Gewerkschaften geben Sicherheit. Darüber konnte ich mich in vielen Begegnungen austauschen.“
Wissenschaft und Kulturaustausch als Brückenbauer in der transatlantischen Zusammenarbeit
Rheinland-Pfalz pflegt traditionell auch in den Bereichen Wissenschaft und Kultur enge transatlantische Beziehungen. „Wir haben mit der ‚Atlantischen Akademie‘ eine herausragende außeruniversitäre Forschungs- und Bildungseinrichtung zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen und transatlantischen Sicherheitsfragen, die wir weiter ausbauen wollen“, sagte Dr.David Sirakov, Direktor der Atlantischen Akademie. Das „Rheinland-Pfalz Transatlantic Ambassador Internship Program“ (RP‑TAIP) ist eine einmalige Wissenschaftskooperation, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutsche und amerikanische Regierungsinstitutionen kennenlernen. Das schafft gegenseitiges Verständnis und Austausch auf administrativer Ebene. Hierbei arbeiten die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz, die Landesregierung, das Verbindungsbüro der US-Streitkräfte und das „BMW Center for German and European Studies“ an der renommierten Georgetown University eng zusammen. Mit einem Freundschaftsabkommen haben alle Seiten im Rahmen der Delegationsreise einen Ausbau der Zusammenarbeit bekräftigt.
„Die engen deutsch-amerikanischen Beziehungen, die wir in Rheinland-Pfalz tagtäglich leben, werden durch Kooperationen wie dem RP-TAIP weiter gestärkt und in die Zukunft getragen“, so David Sirakov weiter. „Der transatlantische Meinungs- und Erfahrungsaustausch, ob auf gesellschaftlicher, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher oder auch sicherheitspolitischer Ebene, ist essenziell, denn Ängste und Vorurteile entstehen dort, wo Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen dem Hörensagen weichen. Die vielen guten Gespräche mit den amerikanischen Partnern auf dieser Delegationsreise haben das sehr deutlich gemacht.“
Die Rheinland-Pfälzisch Technische Universität Kaiserslautern–Landau (RPTU) verbindet bereits seit 2012 eine enge Partnerschaft mit der Francis Marion University (FMU) in Florence South Carolina – dem Partner-Staat von Rheinland-Pfalz. Bei der Delegationsreise war die Wissenschaft durch den RPTU-Präsidenten Malte Drescher vertreten: „Es war für mich eine große Ehre, den Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz in den USA vertreten zu dürfen. Wie unsere US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen die Grundwerte der Wissenschaft leben, ist inspirierend. Nicht zuletzt deswegen bin ich überzeugt, dass die Wissenschaft auch in Zukunft ein starker Brückenpfeiler in der Zusammenarbeit zwischen den USA und Rheinland‑Pfalz darstellen wird. Ein leuchtendes Beispiel für eine langjährige und begeistert gelebte Partnerschaft ist die Kooperation der RPTU Kaiserslautern-Landau mit der Francis Marion University in South Carolina, von der Studierende wie Forschende auf beiden Seiten profitieren. Generell ist die RPTU eine weltoffene Universität, die ihre internationalen Partnerschaften wertschätzt und fördert, denn akademische Talententwicklung und Spitzenforschung funktionieren nur im globalen Miteinander, auch dank junger Menschen aus über 20 Nationen, die gerne zum Studium zu uns in die Pfalz kommen.“
Kulturaustausuch ausbauen
Das Hirshhorn Museum mit seinem Skulpturengarten zählt zu den bedeutendsten Kunstmuseen für zeitgenössische und moderne Kunst der Vereinigten Staaten. Bereits seit den 1950er Jahren wird dort auch eine Statue von Hans Arp ausgestellt. Dabei handelt es sich um eine Dauerleihgabe der Landessammlung. Für die Zukunft streben das Arp Museum Rolandseck und die Landesregierung an, den kulturellen Austausch weiter auszubauen und damit auch die Sichtbarkeit von Rheinland-Pfalz zu erhöhen. „Das Arp Museum ist das besucherstärkste Kunstmuseum in Rheinland‑Pfalz und wird einen Kurs der internationalen Kooperation weiterverfolgen“, sagte die Direktorin des Arp Museums Rolandseck. Das Hirshhorn Museum wiederum gehört zu den Smithsonian-Museen in Washington, in deren Arbeit die US-Regierung eingreifen will. Dazu sagte die Direktorin des Arp Museums, Dr. Julia Wallner: „Kunst und Kultur sind keine Kampfgebiete, sondern Motoren gesellschaftlicher Verständigung. Hans Arp wurde in seiner Zeit als `Botschafter der friedlichen Form` verstanden. Für mich ist es die wichtigste Botschaft der Reise, dass nur in der Zusammenarbeit ein Museum der Zukunft entstehen kann, das den globalen Herausforderungen trotzt und offene Räume sichert. Als Zeichen der festen Bindung an unsere amerikanischen Partner freuen wir uns, wenn die angestrebte Kooperation zwischen den Museen zustande kommt. Auch wenn die Ausgestaltung einer möglichen Vereinbarung derzeit noch offen ist, bleibt das Angebot des Arp-Museums, eine Leihgabe nach Washington zu senden, natürlich bestehen“, ergänzte die Direktorin des Arp Museums.
„Home far away from Home“
In keiner anderen deutschen Stadt leben so viele Amerikaner, wie in Kaiserslautern. Seit Generationen sind K-Town und Ramstein Synonyme für ein „Home far away from Home“. Die Oberbürgermeisterin von Kaiserslautern, Beate Kimmel, wurde auf der Reise immer wieder darauf angesprochen: „Bei allen Gesprächen wurde deutlich, wie stark viele Amerikaner ganz persönlich mit Rheinland-Pfalz verbunden sind. In vielen Begegnungen konnte ich das Potenzial Kaiserslauterns und der Kaiserslauterer Military Community deutlich machen. Es wurde in überwältigender Weise eine große Verbundenheit zu Kaiserslautern spürbar. Die Reise hat eindrücklich deutlich gemacht, wie stark und positiv die Beziehungen sind. Viele Gesprächspartner denken mit großer Freude an ihre Zeit in der Westpfalzmetropole zurück und sind sehr offen für weitere Kooperationen. Die Möglichkeiten daraus möchte ich als Oberbürgermeisterin gerade auch mit dem 1. FC Kaiserslautern und der Rheinland-Pfälzisch-Technischen Universität (RPTU) noch stärker nutzen“, so die Oberbürgermeisterin von Kaiserslautern, Beste Kimmel.
Kallstadt ist berühmt für seinen Wein und für berühmte Auswanderer-Familien. Die Vorfahren der Ketchup Dynastie Heinz und auch die Vorfahren von Präsident Trump stammen aus dem kleinen Weinort in der Südwestpfalz. Bei den Feierlichkeiten beim Tag der deutschen Einheit war das Interesse an der Auswanderer-Geschichte und am Kallstädter Wein groß.
Wein als Kulturgut und Handelsfaktor
Thomas Jaworek, Bürgermeister von Kallstadt, war ebenfalls Mitglied der Delegation und bilanziert: „Auf dieser Reise habe ich als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker im Rahmen von Briefings und Gesprächen Einordnung für Themen der großen Politik bekommen. Die Ergebnisse der großen Politik bekommen auf Ebene der Kommunen ein Gesicht. Die gemeinsame Geschichte der Auswanderer aus der Pfalz etwa in den `Filmen `Hiwwe wie Driwwe` oder `Kings of Kallstadt` standen im Fokus des Beitrages unserer Gemeinde beim Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in der deutschen Botschaft in Washington. Darüber sind wir beim Ausschank von Kallstadter Weinen mit zahlreichen Gästen des Empfangs ins Gespräch gekommen. Der Mehrzahl der Gäste war nicht bewusst, dass die Heinz‑Familie und die Trump-Familie ihre Wurzeln in unserem Wein-Dorf in der Pfalz haben.“ Für die Zukunft wolle er planen, ob eine transatlantische Partnerschaft vielleicht auch auf kommunaler Ebene realisierbar sei.
Beim Empfang anlässlich des 35. Jahrestags des Mauerfalls in der US Botschaft wurde neben Wein aus Kallstadt auch Wein aus allen Anbaugebieten des Landes ausgeschenkt. Wein ist für Rheinland-Pfalz nicht nur ein Kulturgut; er ist auch ein ganz wichtiger Wirtschaftsfaktor und die USA sind ein ganz wichtiger Absatzmarkt. Als Botschafterin des Weines war die Pfalzweinkönigin Denise Stripf dabei:
„Für mich als pfälzische Weinkönigin war die Delegationsreise nach Washington ein unvergessliches Erlebnis. Beim Fest zum Tag der Deutschen Einheit in der Deutschen Botschaft in Washington begeisterten unsere rheinland-pfälzischen Weine, allen voran die Rieslinge, die Gäste. Immer wieder wurden wir gefragt, ob man diese vor Ort kaufen könne – ein klarer Beweis für die Qualität unserer Weine und die Strahlkraft unserer Weinregionen. Besonders beeindruckend war die tiefe Verbundenheit zwischen den USA und Rheinland-Pfalz. Viele Amerikaner erzählten von ihren Besuchen oder sogar früheren Aufenthalten in unserer Region. Die gegenseitige Gastfreundschaft stand stets im Mittelpunkt und hat diese Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht.“
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