| Hochschule / Integration

Ehrenamtliche Dolmetscherdienste

Sie sorgen für Verständnis: Angehende Dolmetscher übersetzen kostenlos für soziale Einrichtungen, Behörden und Menschen, die nur wenig Deutsch sprechen. Die 20 Studentinnen und Studenten eines Dolmetscherpools der Universität Mainz helfen ehrenamtlich. Das Projekt ist bundesweit einmalig.
Wörterbücher verschiedener Sprachen; Bild: dpa
Wörterbücher verschiedener Sprachen können Dolmetscherdienste nicht ersetzen; Bild: dpa

Der Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation in Germersheim der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bietet seit gut einem Jahr den Dolmetscherpool an. Soziale und medizinische Einrichtungen sowie Behörden in der Region Germersheim-Speyer, die sich die Dienste von freiberuflichen Dolmetschern nicht leisten können, haben dort die
Möglichkeit, eine Übersetzungshilfe kostenlos zu buchen.

Mehr als 100 Einsätze haben die Studierenden im vergangenen Jahr anlässlich ihres unbezahlten Praktikums geleistet, sagt Professor Bernd Meyer. Der Sprachwissenschaftler ist Initiator des Projekts, in dem unter anderem Türkisch, Russisch, Arabisch, Albanisch, Kurdisch und Chinesisch angeboten wird.

„Der Übersetzungsdienst ist eine enorme Arbeitserleichterung", urteilt Julia Bohlender über das Angebot der Germersheimer Nachwuchs-Dolmetscher. Schon mehrfach hat die Sozialarbeiterin von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in Kandel bei ihnen um Hilfe angeklingelt. Im Rahmen seines Projekts „bellA" bietet der freie Träger der Familienhilfe auch Migranten, Flüchtlingen oder Asylbewerbern Beratungsdienste an. Doch oft erschwere das Sprachproblem die Arbeit, sagt Bohlender. Es sei schon vorgekommen, dass Arzttermine „wegen allgemeinen Nichtverstehens" abgebrochen werden mussten.

Studentin Margarita Krailich könnte sich durchaus vorstellen, später einmal im Sozialbereich zu arbeiten. „Ich möchte den Menschen bei der Verständigung helfen" das ist für die junge Frau mit russlanddeutschen Wurzeln der Grund, sich für den Dolmetscherpool zu engagieren. Doch die Jobs für Übersetzerdienste sind im Sozialbereich dünn gesät, weiß Krailich, die den zweijährigen Masterstudiengang Konferenzdolmetschen in Russisch und Englisch gewählt hat. Die Chance, einmal für Wohlfahrtsverbände oder Kommunen zu arbeiten, schätzt sie als gering ein. „Ich muss ja davon leben können", sagt sie.

Auf dem Team des Dolmetscherpools lastet eine große Verantwortung. Sie müssen unparteiisch sein, auch wenn sie manchmal mit ihren Klienten mitfühlen. Bauchschmerzen habe sie, wenn sie im Krankenhaus etwa beim Ausfüllen von Patientenbögen dolmetschen müsse, so Krailich. Dabei sei die richtige Wortwahl besonders wichtig, damit es nicht zu Behandlungsfehlern komme.

Teilen

Zurück