Schneider war am 18. Juli 1939 als erster evangelischer Pfarrer von den Nazis im KZ Buchenwald ermordet worden. Am 21. Juli 1939 – heute vor 75 Jahren – wurde Paul Schneider in seinem Heimatort Dickenschied beerdigt.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer erinnerte an die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 und an den Beginn der sogenannten Gleichschaltung, mit der sie alle Bereiche des öffentlichen Lebens in ihr System pressen wollten. „Viele evangelische Christen lehnten diese Übergriffe des Staates auf ihre Kirche ab – aber bei weitem nicht alle. Die ,Deutschen Christen´ unter ihrem ,Reichsbischof´ Ludwig Müller jubelten den Nationalsozialisten willfährig zu und beeilten sich, ihr ganzes kirchliches Leben nach dem Führerprinzip zu organisieren und NS-Recht innerhalb der Kirche umzusetzen“, so die Ministerpräsidentin.
Nachdem die Nazis alle Juden aus Behörden und Universitäten, ja aus dem ganzen öffentlichen Leben verbannt hatten, sollten auch die Kirchen Christen mit jüdischem Hintergrund ausschließen. Ministerpräsidentin Dreyer: „Hier war für viele Theologen eine rote Linie überschritten. Im September 1933 schlossen sie sich in Wittenberg zum Pfarrernotbund zusammen. Unter den Geistlichen waren Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller, der spätere Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Der Pfarrernotbund wurde zum Vorläufer der Bekennenden Kirche.“
Aber auch im Hunsrück und an der Mosel habe sich gegen diese Entwicklungen schon früh Widerstand geregt. Am 19. Januar 1934 hätten sich in Büchenbeuren rund 300 Presbyter und Pfarrer vom Hunsrück und von der Mosel getroffen, um gegen die Irrlehren der nationalsozialistischen „Deutschen Christen“ ein Zeichen zu setzen.
Auf dieser Konferenz sei das „Hunsrücker Bekenntnis“ verabschiedet worden. „Darin sprachen sich die Vertreter zahlreicher evangelischer Kirchengemeinden aus den damaligen Kirchenkreisen Trarbach, Simmern und Trier gegen die Herabwürdigung des Alten Testamentes und gegen die Einführung des Führerprinzips in der evangelischen Kirche aus. Sie drückten gleichzeitig aber auch ihre Solidarität mit der entstehenden Bekennenden Kirche aus“, betonte die Ministerpräsidentin und ergänzte: „Diese Entschließung wird wohl zu Recht als die Geburtsurkunde der Bekennenden Kirche auf dem Hunsrück und an der Mosel betrachtet.“
Zum 80. Jahrestag dieses Bekenntnis im Januar habe Superintendent Horst Hörpel großen Respekt vor dem Bekennermut der Hunsrücker Presbyterien und Gemeindemitglieder bekundet. Malu Dreyer: „Dem kann ich mich nur anschließen!“ Dieses Bekenntnis zeige auch, dass Pfarrer Schneider mit seiner kritischen Haltung zu dem nationalsozialistischen Regime auf dem Hunsrück nicht allein gestanden habe.
Die Ministerpräsidentin betonte abschließend das heutige partnerschaftliche Verhältnis zwischen Kirche und Staat: „Unsere Beziehungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten überaus positiv und freundschaftlich entwickelt. Dadurch können wir unseren Dienst zum Wohle aller umso wirksamer leisten. An Herausforderungen für Kirche und Staat mangelt es wahrlich nicht.“
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Kirche
Gedenken an Paul Schneider
Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat bei einer Gedenkveranstaltung im Hunsrückort Dickenschied zum 75. Todestag von Pfarrer Paul Schneider den als „Prediger von Buchenwald“ bekannt gewordenen evangelischen Geistlichen als „herausragende Persönlichkeit nicht nur des Hunsrücks, sondern ganz Deutschlands“ gewürdigt.
