„Wir zeichnen heute eine Ausnahmekünstlerin aus. Eine, die polarisiert, die unkonventionell ist, die mit Rollenerwartungen bricht“, sagte die Ministerpräsidentin bei der Preisverleihung im Pfalztheater in Kaiserslautern. Der mit 10.000 Euro dotierte Dramatikerpreis wird seit 1993 vom Pfalztheater Kaiserslautern im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur ausgeschrieben.
Der Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis und der Else Lasker-Schüler-Stückepreis sind die bedeutendsten Auszeichnungen auf dem Feld der deutschsprachigen Bühnendichtung in Rheinland-Pfalz. Sie gehören zu den höchstdotierten in Deutschland. „Wir würdigen heute vier Persönlichkeiten, die aus der Vielzahl der talentierten deutschsprachigen Künstler und Künstlerinnen in besonderer Weise herausragen“, betonte die Ministerpräsidentin. „Die Autoren und Autorinnen werden ausgezeichnet, weil sie bemerkenswerte Texte für die Bühne schreiben und damit die Institution Theater in der Mitte der Gesellschaft verankern.“
Den mit 5.000 Euro dotierten und mit der Uraufführung am Pfalztheater Kaiserslautern verbundenen ersten Stückepreis gewann Maria Milisavljevic für ihr Stück „Beben“. Der mit 3.000 Euro ausgestattete zweite Stückepreis, der auf Wunsch auch als dreimonatiges Aufenthaltsstipendium am Pfalztheater Kaiserslautern ausgegeben werden kann, wurde an Nina Ender für ihr Stück „Polyboskomplex“ verliehen. Der dritte Stückepreis ist mit 2.000 Euro dotiert und ging an Stephan Roiss für sein Stück „Hektora 4 3 4“.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte der Jury, bestehend aus Urs Häberli, Esther Boldt, Meike Klingenberg, Prof. Dr. Franziska Schößler und Ulrich Khuon, für ihr Engagement. Die Juroren hatten sich einhellig für Sibylle Berg ausgesprochen. Ihrer Meinung nach sei Sibylle Berg eine Dramatikerin, die die deutschsprachigen Bühnen seit den 1990er Jahren mit ihren „grotesk-sehnsüchtigen Normalitätsspezialisten“ bereichere. Ein großes Dankeschön sprach die Ministerpräsidentin auch der Laudatorin Shermin Langhoff, Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin, aus.
Die Ministerpräsidentin würdigte in ihrer Rede das Gesamtwerk der Dramatikerin: „Es ist ein ganz eigener, unverkennbarer Sound, den Sibylle Berg entwickelt hat. Ein subtiler Witz, ein Hauch von Zynismus gepaart mit einer ernsthaften Botschaft: Einer unerbittlichen Gesellschaftskritik. Dies hat die Autorin in zahlreichen Romanen, Bühnenstücken und Essays zur Perfektion entwickelt.“
Sie erinnerte zudem an das Vermächtnis der Namensgeberin des Preises, der großen Lyrikerin Else Lasker-Schüler. Sie war als jüdische Künstlerin vor den Nationalsozialisten in die Schweiz geflohen. „Wir haben uns mit dem Preis ihrem Andenken verpflichtet. Und deshalb soll diese Preisverleihung auch eine Mahnung sein, nie mehr Unrecht herrschen zu lassen, die Freiheit des Wortes und der Kunst zu garantieren und jene zu schützen, die in Gefahr geraten, wenn sie dieses Recht für sich in Anspruch nehmen“, so die Ministerpräsidentin.
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Zu den bisherigen Else Lasker-Schüler-Preisträgern und -Preisträgerinnen gehören Peter Handke (2014), René Pollesch (2012), Roland Schimmelpfennig (2010), Fritz Kater (2008), Dea Loher (2005) und Elfriede Jelinek (2003). Den Stückepreis haben bereits Autorinnen und Autoren wie Azar Mortazavi und Achim Stegmüller (2010), Almut Baumgarten (2008) und Torsten Buchsteiner (2005) erhalten.