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Projekt: Keine(r) ohne Abschluss

Das vor fünf Jahren als Projekt gestartete besondere zehnte Schuljahr "Keine(r) ohne Abschluss" hat sich als ein Baustein zur Verbesserung der Qualifikation von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern bewährt.
Grafik Keiner ohne Abschluss

Bildungsministerin Doris Ahnen unterstrich in Mainz: „In Rheinland-Pfalz verlässt schon seit Jahren ein größerer Teil an Schülerinnen und Schülern die Schule mit einem ordentlichen Schulabschluss als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger ohne Abschluss lag im Land zuletzt bei 5,3 Prozent. Diese vergleichsweise gute Situation haben wir aber nie als Grund angesehen, uns entspannt zurückzulehnen. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Prozentsatz der Schulabgänger ohne Abschluss weiter zu senken. Eine der erfolgreichen Maßnahmen ist das Projekt ,Keiner ohne Abschluss‘, das wir im Zusammenhang mit der der Einführung der Realschule plus gestartet haben.“

Mit dem Start der Schulstrukturreform im Jahr 2009 sei allerdings nicht nur dieses Projekt auf den Weg gebracht worden, hielt die Bildungsministerin fest: „In der Folge der Neuordnung unserer Schullandschaft haben wir auch in allen Schulen, die zum Abschluss der Berufsreife oder der Mittleren Reife führen, mehr Möglichkeiten für die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern eröffnet sowie die Ausrichtung auf die Berufsorientierung und den Bezug zur beruflichen Praxis gestärkt. Die Wahlpflichtfächer in der Realschule plus, der wöchentliche Praxistag, der im neuen Schuljahr an 264 Schulstandorten angeboten werden wird, der in allen Schulen der Sekundarstufe I verpflichtende Berufswahlkompass und viele andere Maßnahmen haben unter anderem auch das Ziel, Schülerinnen und Schülern zusätzlich zu befähigen und zu motivieren, ihre Schullaufbahn erfolgreich abzuschließen. Beim Projekt ,Keine(r) ohne Abschluss‘ steht das ganz besonders im Zentrum.“ Neben diesem Bündel von Maßnahmen in den allgemeinbildenden Schulen gebe es mit dem Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) an den berufsbildenden Schulen ein weiteres Angebot, das dem Ziel diene, den Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss zu senken, ergänzte die Ministerin und hielt fest: „Alle Maßnahmen zusammen haben dazu beigetragen, dass in Rheinland-Pfalz der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss in den vergangenen fünf Jahren von 6,7 Prozent auf zuletzt 5,3 Prozent gesunken ist.“

Mit dem Projekt „Keine(r) ohne Abschluss (KoA)“ sollen Jugendliche, die ansonsten die allgemeinbildende Schule ohne Abschluss verlassen würden, in einem zehnten Schuljahr und in kleinen Lerngruppen von maximal 20 Schülerinnen und Schülern zum Schulabschluss und zur Ausbildungsreife geführt werden. Erreicht werden soll dies im Rahmen eines verpflichtenden Ganztagsschulangebots vor allem mit gezielten Förderangeboten im Unterricht sowie durch eine intensive Verknüpfung mit Praxisanteilen in Betrieben. Die Lernzeit in Schule und Betrieb ist dabei zu gleichen Teilen aufgeteilt. Zusätzliche Unterstützung erhalten die jungen Leute – und die Lehrkräfte – oft durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Das Projekt „Keiner ohne Abschluss“ wird mittlerweile an zehn Realschulen plus (RS plus) im Land umgesetzt – in Trier-Ehrang, Ransbach-Baumbach, Birkenfeld, Sohren-Büchenbeuren, Bad Sobernheim, in Ramstein-Miesenbach, Lauterecken-Wolfstein, Bad Bergzabern, Pirmasens (Kirchberg-Realschule plus) und in Kaiserslautern (Lina-Pfaff-Realschule plus).

„Das Projekt hat die damit verbundenen Erwartungen voll und ganz erfüllt. Die Ausgangsposition der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler für ihren weiteren beruflichen Lebensweg wurde insgesamt deutlich verbessert“, fasste Bildungsministerin Ahnen das Ergebnis nach fünf Jahren zusammen. Messlatte für den Erfolg des Projekts war: 80 Prozent der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sollten nach dem zusätzlichen zehnten Schuljahr den Schulabschluss erreichen. Und davon wiederum sollten mindestens 40 Prozent unmittelbar nach Abschluss des KoA-Jahres einen direkten Anschluss finden – sei es in Form einer Berufsausbildung, dem Besuch einer weiterführenden Schule oder ähnlichem.

Das Ergebnis: Von den insgesamt 543 Schülerinnen und Schülern, die seit 2009 in den so genannten KoA-Klassen waren, haben 462 nach dem Zusatzjahr in der Realschule plus den Schulabschluss geschafft. Das ist ein Anteil von mehr als 85 Prozent. Und mit 381 jungen Menschen, die nach dem KoA-Jahr direkt einen Anschluss fanden, lag dieser Prozentsatz deutlich über 80 Prozent der Absolventinnen und Absolventen mit Berufsreife.

Im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr haben von den 146 Schülerinnen und Schülern in den Projektklassen 124 Schülerinnen und Schüler den Abschluss der Berufsreife erreicht (85 Prozent). Davon haben wiederum knapp 82 Prozent direkt einen Anschluss gefunden. Zwei dieser Absolventinnen und Absolventen mit klarer Zukunftsperspektive – nämlich Fabian Schößler und Fabian Stocklossa, die beide an der Realschule plus in Sohren-Büchenbeuren ihren Abschluss gemacht haben und ab dem 1. August eine Ausbildung zum Landwirt beziehungsweise zum Verkäufer im Einzelhandel aufnehmen – stellten ihre Erlebnisse im KoA-Jahr und ihre Erwartungen vor. Joseph Nyamoga, der 2013 die KoA-Klasse verlassen hatte, steuerte noch ein paar Erfahrungen aus dem Alltag in der Berufsausbildung als Verkäufer im Einzelhandel bei. Der KoA-Teamleiter und Rektor der Realschule plus, Steffen Möller, sowie der beim Internationalen Bund (IB) beschäftigte Schulsozialarbeiter Jan Herzog, der in Sohren-Büchenbeuren das KoA-Team unterstützt, beschrieben zudem das Konzept und die konkrete Umsetzung des KoA-Projekts in der Realschule plus.

Neben einer Gratulation an die Schülerinnen und Schüler und der Würdigung ihrer Leistungen müsse vor allem eine ganz besondere Anerkennung der Schulleitungen und der Kollegien der Realschulen plus stehen, betonte Ministerin Doris Ahnen: „Mit ihrem außergewöhnlichen Engagement und im engen Zusammenwirken mit den außerschulischen Partnern, unter anderem der Bundesagentur für Arbeit, konnten die in dem Projekt eingebundenen Lehrerinnen und Lehrer den Jugendlichen eine gute Ausgangsposition für ihre weitere gesellschaftliche Teilhabe eröffnen. Aus vielen direkten Kontakten mit Schulen und aus der wissenschaftlichen Begleitforschung der Universität Trier weiß ich, dass dies gerade von den Lehrkräften eine hohe Flexibilität, große Kreativität und ein überdurchschnittliches Engagement erfordert. Dafür danke ich allen ganz ausdrücklich.“

Die Ergebnisse des Projekts „Keine(r) ohne Abschluss“ seien für die Strategie zur Fachkräftesicherung der Landesregierung und ihrer Partner am Ovalen Tisch ebenso wichtig wie für weitergehende Überlegungen zur Förderung von Schülerinnen und Schülern, sagte Bildungsministerin Ahnen abschließend. So sei bereits verabredet, die im Rahmen des Projektes gesammelten speziellen Erfahrungen und Konzepte bei der von der BBS-Expertenkommission angeregten und von der Landesregierung vorgesehenen Weiterentwicklung des Berufsvorbereitungsjahres zu berücksichtigen.

Weitere Informationen zum Projekt „Keine/r ohne Abschluss“ finden Sie im Internet unter: <link http: www.koa.rlp.de _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster>www.koa.rlp.de.

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