Trier (dpa/lrs) - Sie gehören zu den Höhepunkten bei jeder Karnevalssitzung: die Büttenredner. Sie erzählen Witze, reimen bissige Verse über Politiker oder nehmen lokale Prominente aufs Korn. Dabei sollen sie witzig, originell, überzeugend - und vor allem nicht langweilig sein. Ganz schön viel verlangt von Jecken, die das närrische Zepter nebenberuflich in ihrer Freizeit schwingen.
A und O ist das Sprechen: "Viele reden viel zu schnell, machen keine Pause und schauen das Publikum nicht an." Das geht gar nicht, sagt Ringel: "So kann kein Funke überspringen." In seinen zweitägigen Seminaren wird daher das Vortragen x-mal geübt: Jeder muss seine Büttenrede mehrmals vor laufender Videokamera darbieten, anschließend wird sie in der Gruppe analysiert. Unter seinen Schülern, deren Namen er geheim hält, sind auch Prinzenpaare und Vereinspräsidenten.
Ringel ist überzeugt: Der Erfolg einer Büttenrede hängt nicht vom Text ab, sondern von der Art, wie er vorgetragen wird. Wird eine Rede lebendig, richtig betont und ausdrucksstark gehalten, brechen die Zuschauer in schallendes Gelächter aus. Wird dieselbe Rede eher monoton abgelesen - gibt es bestenfalls ein müdes Lächeln. Und das sei schade, denn alle Büttenredner steckten viel Herzblut in ihren Auftritt.
"Das Coaching ist sehr sinnvoll", sagt der Vizepräsident der Rheinischen Karnevals-Korporationen (RKK), Willi Fuhrmann, in Niederzissen (Kreis Ahrweiler). In den Fastnachtsvereinen gebe es immer weniger Büttenredner. "In jedem kleinen Örtchen gibt es eine Tanzgruppe - aber Büttenredner fehlen", sagt Fuhrmann, der 50 Jahre selbst in der Bütt stand.
Eine Büttenrede vorzubereiten sei sehr zeitaufwendig, sagt Büttenredner Jürgen Jakobs von der Karnevalsgesellschaft der "Wieweler" in Trier. Man müsse das richtige Thema, die richtigen Pointen, das richtige Versmaß und das richtige Kostüm für sich finden.
Gegen Nervosität und Aufregung vor einem Auftritt hat Ringel einen Kniff parat: "Das Affentrommeln - das ist eine Technik, die auch Schauspieler machen", sagt er. Dabei klopft man sich den Körper von oben bis unten ab, um sich zu spüren - das lenke den Geist ab.