| Osterbräuche

Oft Jahrhunderte alt

Was ist oval, bunt und derzeit hoch im Kurs? Klar, das Osterei. In vielen rheinland-pfälzischen Regionen wird allerlei Schabernack mit den Eiern getrieben, wie ein Kulturforscher berichtet.
Beim „Eiertitschen" oder „Eierkibben" werden hartgekochte Eier gegeneinander gedotzt. Gewonnen hat, wessen Ei heil bleibt. Bild: rlp-Archiv
Beim „Eiertitschen" oder „Eierkibben" werden hartgekochte Eier gegeneinander gedotzt. Gewonnen hat, wessen Ei heil bleibt. Bild: rlp-Archiv

Ostereierweitwurf oder „Eierpicken": In Rheinland-Pfalz werden viele Osterbräuche gepflegt, manche haben sich nach Angaben des Kulturanthropologen Thomas Schneider von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz über Jahrhunderte entwickelt. „Ein Kernrequisit ist dabei natürlich das Ei, das ist eine Konstante nachgewiesenermaßen über die letzten 700, 800 Jahre", so Schneider.

Typisch sei das „Eierpicken" oder „Eierkibben", bei dem Menschen hartgekochte Eier gegeneinander dotzen. Gewonnen habe, wessen Ei heil bleibt. Besonders groß sei der Wettbewerb im pfälzischen Lambrecht. „Da werden mehrere Tausend Eier verbraucht", berichtete der Forscher.

Das Ei als Symbol habe sich aus dem christlichen Fastengebot entwickelt. Im Mittelalter sei dies wesentlich strenger eingehalten und kein Fleisch gegessen worden. „Und auch Eier durften nicht verzehrt werden, weil sie nach dem Verständnis der Zeitgenossen als flüssiges Fleisch galten", erklärte Schneider. „Die Hühner ließen sich davon aber nicht beeindrucken – die legten weiter. Und die Eier einfach verderben zu lassen, das war natürlich zu schade." Also seien die Eier aufgehoben und an den Feiertagen gegessen worden.

Recht erfinderisch seien die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert gewesen. Aus der Zeit stammt zum Beispiel die „Eierlage" in Schönecken in der Westeifel. Bei dem Wettlauf tritt ein Läufer gegen einen Eiersammler an. „Ein Brauch jüngeren Datums ist das Ostereischießen", sagte Schneider. Bei den Wettkämpfen von Schützenvereinen gebe es Eier zu gewinnen. Lange sei die Tradition im pfälzischen Ruppertsberg gepflegt worden, heute in anderen Orten. „Dieses Beispiel hat Schule gemacht."

Erhalten sind auch Bräuche zum Glockenverbot an Karfreitag. „Dem Volksmund nach fliegen die Glocken nach Rom. Und jetzt braucht man andere Mittel, um die Gläubigen zum Gottesdienst zu bekommen", erklärte der Kulturforscher. In katholischen Regionen der Eifel gingen Jungs heute noch „klappern", machten also Lärm und forderten Gaben. „Und da bekommen sie dann was wohl? Gefärbte Eier."

Nicht alle Veranstaltungen seien aber Jahrhunderte alt. „Ostereierweitwurf ist sicherlich ganz modern. Das wäre Zeitgenossen in vormodernen, agrarischen Gesellschaften mit beschränkten Ressourcen nicht eingefallen", so Schneider.

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