Roland Schimmelpfennig bekommt Dramatikerpreis 2010

Der Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis 2010 des Landes Rheinland-Pfalz, den das Pfalztheater Kaiserslautern im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur ausrichtet, geht an Roland Schimmelpfennig. Dies teilte Ministerpräsident Kurt Beck mit. Schimmelpfennig erhält damit den mit 15.000 Euro höchstdotierten Dramatikerpreis der Bundesrepublik für sein dramatisches Gesamtwerk.
Der Preisträger des Elke-Lasker-Dramatikerpreises 2010: Roland Schimmelpfennig; Bild. dpa

„Mit diesem Preis wollen wir an die Künstlerin Else Lasker-Schüler erinnern und zugleich das dramatische Schaffen in Deutschland fördern“, sagte der Ministerpräsident.
Die Jury, bestehend aus Prof. Franziska Schößler, Jürgen Berger, Wolfgang Bergmann, Gerhard Jörder und Ulrich Khuon, hat Schimmelpfennig als einen der meist gespielten Theaterautoren der Gegenwart für den Hauptpreis ausgewählt. Mit über zwanzig Theatertexten kann Roland Schimmelpfennig auf eines der umfangreichsten Oeuvres im deutschsprachigen Raum verweisen. Fällt sein Name, denkt man an Stücke wie „Aus den Städten in die Wälder, aus den Wäldern in die Städte“ (1998), „Die arabische Nacht“ (2001), „Die Frau von früher“ (2004), „Ende und Anfang“ (2006), „Hier und jetzt“ (2008) und an das jüngst in eigener Regie am Wiener Burgtheater uraufgeführte „Der goldene Drache“ (2009). In seinen Stücken begegnen Menschen sich in surrealen Situationen und reagieren mit einer derart komödiantischen Nonchalance auf die Anmutungen des Zufalls, dass man meint, Schimmelpfennig wolle dem Theaterbesucher zuflüstern: „Ganz ruhig. Was Sie da sehen, ist nur eine der möglichen Welten, neben der noch diverse andere existieren können.“

 


Beim Stückepreis hat sich die Jury auf eine Teilung des Preises geeinigt; beide Preisträger erhalten allerdings das volle Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro.
Zum einen wird die 1984 geborene Azar Mortazavi für ihr Stück „Todesnachricht“ ausgezeichnet. In spannungsvollen, emotional aufgeladenen Dialogen lässt die Autorin ein schwieriges, von Wut, Enttäuschung und unerfüllter Sehnsucht geprägtes Mutter-Tochter-Verhältnis nacherleben. Der Text, der psychologische Abgründe in einer Familie ebenso auslotet wie die Fremdheitserfahrungen zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen und Lebenswelten, entfaltet eine emotionale Dringlichkeit, die Satz für Satz, Wort für Wort authentisch wirkt und ganz ohne formale Konstruktionen auskommt. Zum anderen bedenken die Juroren den Autor Achim Stegmüller für sein Stück „Als wir uns in Shanghai begegneten“. Laut Jury legt Stegmüller damit einen mutigen Entwurf vor, eine Familiengeschichte neu zu erzählen, von der es eigentlich nichts mehr zu erzählen gibt. Doch aus Bruch- und Ersatzstücken all der gescheiterten Kernfamilien und Familienkerne lässt er sprach- und assoziationsgewaltig blühende Trümmerlandschaften entstehen, die sich im virtuosen Stilmix über die Tristesse des Alltags erheben, ohne das Tragische dabei zu verbergen: Ein Stück, das dazu einlädt, hinzuzuerfinden, zu improvisieren und sich dem Spieltrieb des Theaters hinzugeben.


Die Preise werden am 28. April 2010 im Frankfurter Hof in Mainz von Ministerpräsident Kurt Beck, der Vorsitzender der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur ist, überreicht.

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